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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 19
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Schulze, Otto: Die Keramik im Dienste der Gartenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0289

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Welche Forderungen sind SS
nun an solche keramische
Gartenplastiken und Zier- \
und Prunkvasen, Zier-
brunnen und dergleichen
zu stellen? Daß sie wetter-
fest sein müssen, scheint
selbstverständlich, ebenso
selbstverständlich aber
auch, daß sie künstlerisch,
geschmackvoll, das heißt

auch als Kaufware — für ■ » j

den Fall, daß sie nicht nur

einmal für einen bestimm- ig* St m yfflB ■

ten Auftraggeber ge- BjBL SmSMf
schaffen wurden — doch Bj
ebenfalls ausgesprochene 9|
Kunstwerke sind. Man jOHjfi.
hatte lange dieRehe.Hasen, B
Vögel, Zwerge, Pilze und
anderes dafür gehalten.

Wo aber Kunst panop- ! ., ■■

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nir.ciiuiestcüi wird, auch !
einen bunten Marmor von BJ
Volkmann zähle ich dazu, Bj
wird der Widerspruch um I
so dringlicher sein. Wir [?;.
können nun sein- wohl
allerlei Getier, Kinder- H
gruppen und andere Fi- BBJ
guren in der Gartenkunst :'. -
verwenden, sie sollen der BBSF
eigentliche Schmuck, die BBjP
Ornamentik im Garten ™
sein, nicht — man bewahre I
uns davor — ornamen-
tierte Teppichbeete im
Wandel der Jahreszeiten.

Daß wir einem solchen ke- ■HBBHi^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^B^^^^^^^^^^^^^^^^^"

ramischen oder anderem Schloß Paffendorf a. d. Erft. Blick über den Schloßteich nach dem Hauptgebäude.

Kunstwerke einen Sockel und seiner Eigenart in weißem Marmor in Muschelkalk oder ähn-
den besonders angepaßten Standpunkt geben, lichem Material ausgeführt worden, so wäre die
ist doch etwas anderes, als die springenden, Stimmung zu dem Laubhintergrund wie zu dem
grasenden und Possen machenden keramischen vorgelagerten Blumenschmuck eine weit ge-
Tiere, die man irgendwo ins Gras legt oder ins hobenere und festlichere. Allerdings hätte das
Gebüsch steckt. Ein Kunstwerk muß in jeder Steinmaterial eine andere Behandlung gefordert;
Umgebung, selbst wenn es sich dieser an- das viele kostümliche Beiwerk hätte zugunsten
zupassen hat — man kann natürlich auch die der größerenFormwirkung eingeschränktwerden
Umgebung einem namhaften Kunstwerk anpassen müssen.

— eine gewisse überragende Selbständigkeit Große Mengen weißen Marmors sind nichts
behalten. Das muß auch für Zierbrunnen gelten, für die großen Parkanlagen Norddeutschlands,
die frei einen Gartenmittelpunkt schmücken oder Auch die große Gedächtnis-Plastik in weißem
eine öde Mauer beleben sollen. Marmor für Kaiser und Kaiserin Friedrich gegen-
Und gerade hierbei spielt die Farbengebung über dem Brandenburger Tor am Eingange zum
der Keramik eine große Rolle gegenüber den oft Tiergarten wirkt frostig in ihrer weißen Pracht,
allzu nichtssagenden Tönen des Steins bei gleich- Doch die Hoffnung besteht, daß Luft, Wetter und
großer Abmessung der Objekte; es sei nur an Staub, namentlich die schweflige Säure der Atmo-
das harte Weiß des Marmors erinnert. Wären Sphäre eine versöhnende Patina über die Gruppen
z.B. die Figuren der Siegesallee in Berlin anstatt breiten werden. Wie wunderbar farbig wirken

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