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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 19
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Gienapp, Emil: Immergrüne Gehölze als gärtnerische Architekturpflanzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0291

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dieser immer bevorzugt und deshalb als gärtne- ebenmäßigen Wuchses und lebhaften frischgrünen
rische Architekturpfianze unentbehrlich bleiben. Kolorits im allgemeinen vorgezogen wird. — Reich-
Will man bei der Pflanzung von gewöhnlichen Eiben haltiger sind die entsprechenden Pflanzungsmittel
zur Bildung einer massigen Kubusform mehrere wieder unter den Thuja (Lebensbäumen) vertreten.
Exemplare zusammensetzen, so sehe man darauf, Von diesen lassen sich zunächst die auch im Winter
daß hierzu Stedilings- und keine Sämlingspflanzen lebhaft gefärbten und mit zierlidier Bezweigung kom-
benutzt werden, da letztere nicht selten im Wuchs pakt wachsenden Thuya occidentalis Boothi,
und in der Benadelung so abweichenden Aussehens Hoveyi und Spihlmanni durch einen entsprechen-
werden, daß die beabsichtigte Wirkung nicht er- den Schnitt zu runden Kugel- oder stumpfen Kegel-
reicht wird. formen heranbilden und als kraftvolle Einzelpflanzen

In der gärtnerischen Verwendungsfähigkeit folgen mit ornamentaler Wirkung plazieren. Ferner kommen
den Eiben die Strauch-und b aum artig en Buxu s in Betracht die in der Jugend rundlich wachsen, sich
(Buxus sempervirens suffruticosa und B. semp. späterhin aber pyramidal aufbauende Form Th.
arborescens). Während die erstgenannte Art wegen ericoides mit heidekrautfeiner, dichter und matt-
ihres zwergigenWuchsesvorwiegend alsEinfassungs- grüner Bezweigung, die gleichmäßig rundgeformte
pflanze für Rabatten oder sonstige Fiädienberan- und zierlich bezweigte Th. globosa und die dicht
düngen, auch wohl zur Bepflanzung von Schmudi- und rundgeschlossen wachsenden Formen Th. re-
kästen für Balkons, Treppenaufgänge oder ähnliche curvata und Th. recurva nana, denen sich als
bauliche Objekte dient, lassen sich aus letzterem ausgeprägte und überaus wirkungsvolle ge-
alle möglichen Gliederungsformen runder, ediiger, drungene Säulenform, die feinzweigige und
pyramidaler und säulenförmiger Ansicht heranbilden, meergrüne Züchtung Th. Wagneri (columnaris) an-
die gegen Rauch- und Staubeinwirkungen gleich un- schließt, um die sich bekanntlich anfangs der neun-
empfindlich sind und noch im Schatten hochumbauter ziger Jahre ein heftiger Züchterkampf wegen der
Gärten ein wüchsiges Fortkommen und eine allzeit Priorität der Benennung entspann, da die gleiche
frischgrüne Farbe zeigen. Form auch unter dem Namen Versmannii (Cordes)

Weitere zweckdienliche Pflanzenmittel finden wir als eine Zufallszüchtung des Ohlsdorfer Friedhofes
dann in den Zwerg formen der Rottannen (Picea in den Handel kam. Ihren Wert hat dieser Streit
excelsa), des gemeinen Lebensbaumes (Thuya aber nicht vermindern können, denn mit ihrer schönen
occidentalis),derLebensbaumzypresse(Chamae- Form tritt sie sofort unter allen Thuyaarten mit
cyparis Lawsoniana), sowie bei den Pine en (Kiefern) dominierender Auffälligkeit hervor,
und den Juniperus (Wacholder). Die
formschönsten unter diesen sind die zwer-
gigen Rottannen, und zwar zunächst
neben der breit und flachkugelig wachsen-
den Picea excelsa nana die zu dichter
Kegelform sich aufbauende, feinzweigige
und hellgrün gefärbte Picea excelsa
Remonti; ferner die rundkugelig wach-
sendePicea excelsa pumila, die ganz
niedrig bleibende und einen besonders
zierlichen und dichten Wuchs zeigende
Picea excelsa pygmaea, sowie
schließlich die beiden noch neueren Formen
Picea excelsa nidiformis mit flach-
rundem, in der Mitte etwas vertieftem
Bau und auffallend zierlicher, hellgrüner
Bezweigung, und „Helene Cordes" von
ziemlich kraftvollem Wüchse und rund-
ständig angeordneter fächerförmiger Be-
zweigung, tiefgrüner Benadelung. Alle
diese Zwergtannen besitzen eine wunder-
bare Dekorationswirkung, wenn man es
versteht, den schon von Natur gleich-
mäßigen Wuchs durch einen sachgemäßen
und zeitlich richtigen Schnitt in der
Formbildung zu unterstützen. — Von den
Pinus- oder Kiefernarten und -formen
läßt sich dagegen nur die Zwerg- oder
Krummholzkiefer (Pinus montana) ar-
chitektonischen Pflanzungszwecken dienst-
bar machen. Mit ihrem charakteristischen
Nadelstande und ihren wie Kerzen sich
aufbauenden Jungtrieben sind sie
von ebenso interessanter als pflanzlich
auffallender Wirkung. Sie müssen aber
ordentlich unter Schnitt gehalten werden,
da anderenfalls die an sich kraftvolle
Triebbildung sehr leicht über die gewollte
Form hinaus durchgeht.

Von den Wacholdern (Juniperus) sind
nur die säulenartigen Formen Juni-
perus communis hibernica und
suecica (schwedischer Wacholder) archi-
tektonisch brauchbar, wobei die letztere

der ersteren wegen ihres kompakten und Taxus baccata fastigiata, Irische Eibe, als Einzelpflanze.

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