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Bruders die Regierung von Sachsen übernahm, als Kurfürst,
Friedrich August I., als er jene in Polen antrat, als König,
August II. In den nachfolgenden Zeilen werde ich ihn mit
dem Namen benennen, mit dem er volkstümlich geworden
ist: August der Starke oder kurzweg August.

Noch lag Deutschland unter dem Druck der durch den
Dreißigjährigen Krieg entstandenen Verhältnisse. Sachsens
politische Stärke beruhte auf dem Blühen seiner Gewerbe
und deren mächtiger Entwicklung im Laufe des sechzehnten
Jahrhunderts. Der Krieg hatte die kräftigen Triebe geknickt.
Dazu kam, daß bei dem Tode des Kurfürsten Johann Georg II.
(1680) für die jüngeren Prinzen Herzogtümer vom Kur-
staate abgetrennt wurden, die erst langsam wieder an diesen
zurückfielen, Merseburg 1695, Zeitz 1718, Weißenfels 1746.
Dieser Verlust schwächte den Staat, während gleichzeitig
die Nachbarn, die Hohenzollern und Welfen, kräftig vor-
wärts strebten, Frankreich gegen die Westgrenzen Deutsch-
lands vordrängte, Österreich in dem Kriege gegen die Türken
die Hilfe Deutschlands beanspruchte. Der Grundzug der
Politik johann Georgs II. war mehr oder minder Entsagung,
Unsicherheitim Auftreten, eine vorsichtige Haltung, während
er durch Verbesserung der Innenlage Volk und Staat zu
heben, die Schäden des Krieges zu mildern suchte.

Es folgte Johann Georg III., der es auf sich nahm, Sachsen
wieder in der deutschen Politik eine Rolle zuzu weisen. Schon
vorher kämpften sächsische Truppen gegen Frankreich;
der neue Kurfürst hatte sie 1674 als Prinz selbst angeführt
und sich dabei Ansehen erworben. 1683 nahm er am Kriege
gegen die Türken teil, half er mit die entscheidende Schlacht
zum Entsatz von Wien an der Seite des Polenkönigs Johann
Sobieskigewinnen. Man war sich in ganz Deutschland bewußt,
daß die Schlacht vor den Mauern der Hauptstadt des Kaisers,
dem Herrschersitze der Habsburger, ein weltgeschicht-
liches Ereignis ersten Ranges sei. Dem „unaussprechlichen
Türken“, dem grimmen Feinde der Christenheit, war ein Halt

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