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zubringen, nämlich ihm die stolze Selbständigkeit des Lehens-
mannes zu nehmen, der frei auf seiner Scholle saß und seiner
Ahnen und die eigenen Dienste durch Einfluß auf die Staats-
verwaltung belohnt wissen wollte. Der Adel sah mit Miß-
mut, daß sich viele seiner Angehörigen in den Strudel des
Hoflebens ziehen ließen und dort ihr Vermögen aufs Spiel
setzten, um dafür Pensionen, Begnadigungen zu erhalten,
während August die Bequemen im Adel mißbilligte, die sich
seinem unmittelbaren Einflußkreise entzogen.

Ein zweites kommt hinzu: die volkswirtschaftlichen Lehren
des Merkantilismus begannen zu wanken, nachdem nament-
lich in Frankreich ihre grundsätzliche Durchführung zu
schweren Schäden geführt hatte. Dagegen erhob der Kapi-
talismus sein Haupt: das Geld wuchs zur leitenden Macht
im Volksleben empor. Es wird aufzuzeigen sein, wie sich
Augusts Regierung zu diesen Fragen verhielt.

Die Stände

Sachsen war nach dem Dreißigjährigen Kriege politisch zu-
rückgedrängt worden. Sein Einfluß auf die Politik war weit
unter seine tatsächliche Macht gefallen. Denn damals um-
faßte Sachsen nicht nur das Gebiet des heutigen Staates. Es
gehörte zu seiner Niederlausitz noch Görlitz, zur Oberlau-
sitz das Gebiet bis dicht an Frankfurt ander Oder. Der Kur-
kreis mit Torgau, Wittenberg reichte bis rund fünfzig Kilo-
meter südlich von Berlin. Zum Leipziger Kreis gehörten
Eilenburg, Bitterfeld, der Thüringer Kreis zog sich schmal
bis an die Werra hin und schloß Naumburg und Langen-
salza in sich. Teile der Grafschaft Mansfeld und andere kleine
Gebiete stießen an diesen an. Der Vogtländische Kreis dehnte
sich erheblich über die jetzige Westgrenze aus, das Reuß-
sche Land umfassend. Es waren dies zumeist fruchtbare,
wohlhabende, gewerbefleißige Gebiete, die an Ausdehnung
 
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