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DAS VOLK

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Die Volksbewegung

Die Bevölkerung Sachsens teilte sich in scharf voneinander
getrennte Stände, nämlich in den Adel, das städtische Pa-
triziat, die Handwerker, die Bauern, die Hörigen und die
Landfremden, darunter die Juden. Das Wesen eines Standes
zeigt sich nicht nur in dem, was er erreicht, sondern vor
allem in dem, was er erstrebt, selbst dann, wenn er nicht zu
seinem Ziele gelangt.

Der Adel erstrebte einen seinem Wesen angemessenen Staat
und in diesem Gelegenheit zur Betätigung. Er ist stets für
Erhaltung der Regierungsform eingetreten, für Dauer der
ihm angemessenen Verhältnisse mit dem Ziel, die Lebens-
notwendigkeiten für die ihn umgebende Bevölkerung zu
befriedigen. Das Mittel hierzu war seine Auffassung von
dem, was dem freien Manne und der ihm zur Seite stehen-
den hochgeehrten Frau geziemt, das heißt die Willens-
stärke zu pflegen, die zum Gehorsam nötig ist. Überall hat
er sich selbst strenge Gesetze, einen hoch entwickelten Be-
griff* von Ehre auferlegt, die mit seinem Blut zu vertei-
digen ihm als ernste Pflicht oblag. Der sächsische Adel
war zumeist aus Thüringen und Franken nach Osten ge-
zogen, hatte leicht die von den in früher Zeit nach Westen
abgewanderten Germanen verlassenen, von Slawen besie-
delten Gebiete zunächst bis an die Elbe sich unterworfen,
die Namen der von ihm als Wohnsitz gewählten Orte zur
Bezeichnung der Sippe angenommen, also slawische Namen,
ohne sich mit den Einwohnern zu vermischen. Es galt ihm
als Verrat an der gemeinsamen Sache, eine Frau zur Ehe zu

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