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vollkommenste Opferbereitschaft Sachsens als Vorbedin-
gung haben müssen. Aber August mußte darauf dringen, daß
auch sein Sohn katholisch wurde, wenn er die Krone Polens
dem Kurhause erhalten wollte. Und August hat nie auf die
Durchführung seiner in jungen Jahren übernommenen Auf-
gabe verzichtet, auch nicht als dies bei dem erzwungenen
Frieden von Altranstädt so erschien. Ob wohl viele unter
den Sachkundigen, vor allem König Karl XII. selbst, ge-
glaubt haben, daß er ihn halten werde? Ob ein Diplomat
jener Zeit es für hinterhältig gehalten haben wird, wenn
August die Friedensbedingungen unterschreiben ließ, trotz
der Absicht, sie nicht einzuhalten? Die Diplomatie des acht-
zehnten Jahrhunderts wird wohl über Moralisten, die in
Staatsangelegenheiten mitreden wollten, mitleidvollgelächelt
haben. Moral war eine Tugend, die man nur vom Gegner
forderte.

Von 1697 bis zum Tode Augusts III. 1763 währte das säch-
sische Königtum in Polen, Sechsundsechzig Jahre lang. Nicht
an innerer Unmöglichkeit ging es zugrunde, sondern an
Friedrichs des Großen preußischer Politik, denRänkenFrank-
reichs und dem Machthunger Rußlands, Österreichs und
Preußens, sowie an der völkischen Zerfahrenheit des Landes
selbst. Napoleon I. und der deutsche Sieg über Rußland im
Weltkrieg haben es versuchsweise wieder aufgerichtet. F rank-
reich hat den Vorteil davon gehabt, daß seinen Verbündeten
im Weltkriege deutsches Heldentum aus dem Felde schlug.

Der Übertritt zum Katholizismus

Seine Stellung in Polen mußte August auf seine Sachsen
stützen. Er sah bald ein, daß diese nur unwillig ihm hierin ge-
horchten, daß sie das einer weitblickenden Politik zu bringende
Opfer für zu schwer ansahen. Die Lage Sachsens war eine
andere geworden. Als König und Kurfürst stand August dem
Könige von Preußen und Kurfürsten von Brandenburg wie

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