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DER KÖNIG

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Der Mann

Dr. Faßmann hat in der Beschreibung des Lebens Augusts die
Nachrichten zusammengetragen, die ihm bekannt wurden.
Was an seinen Mitteilungen wahr ist, weiß ich nicht. Für die
Beurteilung des Verhältnisses des Königs zu seinem Volke ist
im Grunde die Sagenbildung wertvoller als es einzelne Tat-
sachen sind.

Zweifellos steckt hinter Faßmanns Erzählungen eine stau-
nende Anerkennung. Da heißt es, die Eltern hätten den
Knaben mit Löwenmilch aufgezogen. Die Geschichten von
dem mit der Hand zerbrochenen Hufeisen, von dem mit den
Fingern zerknickten Taler, dem eingedrückten silbernen
Becher, dem mit einem Arm über eine Brüstung hinaus ge-
haltenen Trompeter sind noch heute im Volksmunde. Im
Brüstungsgitter der Brühlschen Terrasse befindet sich an dem
oberen schmiedeeisernen Abschlußrundstab eine mulden-
förmige Vertiefung: jeder Dresdner weiß, daß August sie
mit einem Druck seines Daumens hergestellt habe, und man
kann oft dort Leute finden, die sich darüber streiten, ob es
möglich sei, daß ein Mensch dem kalten Eisen gegenüber
dies habe leisten können. Aber es war ja August der Starke!
Der Glaube kann Berge versetzen!

Das Protzen mit Muskelkraft war nie im Sinne aller. Auch
damals sah man mit einer gewissen Scheu auf den Fürsten.
August aber hatte sichtlich das Bewußtsein, daß er durch
seine Stärke dem Volk beiderlei Geschlechts gefalle. Er
suchte sich beliebt zu machen, auf der Gefahr hin, daß die
Gebildeten sein Tun für unfürstlich erklären könnten. Ein

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