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testanten, teils Katholiken. Ihr Gottesdienst, ihre Schulen
bedienten sich der Stammessprache, ihre Kleidung und ihre
Volkssitte unterscheiden sich auch heute noch von denen
ihrer deutschen Umwohner. Wenngleich sie durch die Ver-
hältnisse sich gezwungen sahen, das Deutsche zu erlernen, so
hatte doch die nationale Mißgunst des Mittelalters gegen sie
sich gelegt. Ein regeres nationales Leben zeigt sich bei ihnen
erst seit etwa 1840.

Not und Sorge waren unter Augusts Regierung gewiß auch
im sächsischen Dorfe heimisch, zumeist wohl in den von
gewerblichen Betrieben durchsetzten Gebieten, so im Erz-
gebirge. Aber nichts spricht dafür, daß der Bauer sich auf
seinem Gute rechtlos und übermäßig bedrängt gefühlt habe.
Der alte Fritz, der Sachsen mit einem Mehlsacke verglich,
aus dem immer noch etwas herauskomme, wenn man nur
tüchtig darauf klopfe, dürfte ein richtiges Bild gegeben
haben — auch für die sächsischen Bauern.

Die Bürger

Die mittelalterliche Stadt hatte in ihrer äußeren Erscheinung
wie in ihrer inneren Verwaltung und ihrem Leben im sech-
zehnten Jahrhundert tiefgreifende Umgestaltungen erfahren.
Der Kampf zwischen den alteingesessenen, in ihrer Stellung
dem Landadel verwandten Geschlechtern mit den aufstreben-
den Handwerkern und Zünften, namentlich um das Wahl-
recht zum Stadtrat, war vielfach durch eine Regelung ge-
mildert worden, die von der Staatsgewalt ausging. Dazu kam
der wachsende Einfluß des römischen Rechts und die aus
diesem sich ergebende Notwendigkeit, geschulte Juristen
an die Spitze der Stadt zu stellen. An Advokaten, die sich
hierzu meldeten, fehlte es nicht, Leuten, die sich lebhaft um
städtischen Dienst bewarben, und zwar nicht nur an zustän-
diger Stelle, sondern auch an staatlicher. Unter August mehr-
ten sich die Anordnungen, von ihm Empfohlene bei der

18, I August der Starke

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