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Dagegen standen bedeutende Männer gegen ihn auf. So
namentlich in der Politik: der Russenkaiser Peter, Lud-
wig XIV. und seine Minister in Frankreich, Karl XII. von
Schweden. Neben ihm wirkten deutsche Fürsten von ge-
ringerem Wert. In Brandenburg-Preußen Friedrich I. und
Friedrich Wilhelm I., letzterer in fast allen Dingen das volle
Gegenteil, in Österreich Kaiser Josef I. als naher Freund
Augusts, in den Reichsständen kein überragender Kopf.
Die Politik habe ich von der Betrachtung in diesem
Buche ausgeschlossen. Wer August vorwirft, er habe hier
hinterhältig gewirkt, dem widerspreche ich nicht; ich frage
mich nur: welcher Staatsmann der gleichen Zeit handelte
offener? Es galt eine schwierige Stellung zu behaupten,
und das mußte mit jenen Mitteln geschehen, die zum Ziele
führen, dem Zweck, der nur zu oft die Mittel heiligte.

In diese Stellung brachte August sein Schicksal in jungen
Jahren, so lebte er von 1694-1733, neununddreißig lange
Jahre, in einer Zeit der großen Vorbereitungen und geistigen
Anfänge. Er lebte als ein vereinsamter Selbstherrscher, in-
neren Frieden suchend, die ersehnte Ruhe durch Rastlosig-
keit ersetzend, als ein wohl nie zu reinem Glück Gelangter.

Der König von Polen

Am 17. Juni 1696 war Johann Sobieski gestorben, der Polen-
könig und Kriegsgefährte Johann Georgs III. beim Entsatz
von Wien aus türkischer Belagerung. August selbst hatte in
Verteidigung der bedrohten deutschen Reichsgrenzen neben
Österreichern und Polen in Ungarn gegen die Türken ge-
kämpft, mithin Einblick in das Wesen der königlichen Repu-
blik Polen erlangt. Wer deren Krone sich aufs Haupt setzte,
wußte, was ihm bevorstand: er trat ein Amt an, in dem sich
seit 1572, seit dem Tode des letzten Jagellonen, ein Wahl-
königtum mit allen Schwächen eines solchen, eine Ver-

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