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fassung ausgebildet hatte, die im vollsten Gegensatz zu der
überall steigenden Unumschränktheit des Fürsten stand.
Das Freiheitsgefühl des mächtigen Großadels, die selbstische
Innenpolitik der Glieder des Reichstages forderten vom
Fürsten Einordnung in ihren Willen. Der Großadel hielt
sich eigene Heere, besaß eigene Waffen, um sie gegen den
Regierenden ins Feld führen zu können; er schloß Konven-
tionen ab, um die Macht einer Gruppe zur herrschenden im
Lande zu machen. Dem König freiweg Widerstand zu leisten,
galt als Ausdruck einer Mannesseele, fand den Beifall der
Menge. Ihm zu dienen galt als des Adels nur dann würdig,
wenn sich damit ein entsprechender Vorteil verband. Ziel aller
aber war, die Macht des Königs nicht über die eigene hinaus-
wachsen zu lassen, trotz der Bestrebungen der Könige zu
einer einheitlichen in sich gefestigten Regierung zu kommen.
„Ich will“, sagte Stefan Bathori, „keine Null sein, kein König
im Porträt und auf dem Töpfergeschirr!“ Es half ihm nichts.
Als Sigismund III. im Zorn über die Angriffe, die im Senat
gegen ihn erhoben wurden, an das Schwert griff, rief ihm
der greise Senator Zamojski zu: „König, ziehe nicht das
Schwert, damit man dich nicht Cajus Cäsar, uns nicht Bru-
tusse in späteren Zeiten nenne. Wir sind Wähler der Könige,
Vernichter der Tyrannen, regiere, aber herrsche nicht!“ Er
drohte also offensichtlich mit Mord. Aber der Senat jubelte
ihm Beifall. Als Heinrich von Valois die Krone angeboten
wurde, sagte der Gesandte Zborovski: „Wenn Ihr nicht in
alle unsere Artikel willigt, werdet Ihr nie König werden“.
Dem schwedischen König Sigismund III. sagte der Primas,
das heißt der höchste GeistlichePolens,Karnkovski: „Diesen
kleinen Königen von Schweden werde ich eines Tages zeigen,
wie sie sich zu benehmen haben!“

Als 1668 Johann Kasimir, der letzte Polenkönig aus dem
Geschlecht der Wasa, die Krone niedergelegt hatte, lag die
Frage ähnlich wie zu Augusts Zeiten. Damals war der
junge Leibniz hannoverischer Beamter und schrieb unter

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