Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
schienenen „Historie der europäischen Baumeister“ Gärtner
an erster Stelle, widmet ihm neun Seiten und wird dann in
zweieinhalb Seiten mit allen anderen Baukünstlern fertig.
Noch überwog bei den Deutschen die Freude am Sonder-
baren, an der Kuriosität das eigentliche künstlerische Emp-
finden oder doch die Fähigkeit, sich über dieses zu äußern.
Wenn August wirkliche Künstler in seine Nähe zog und sie
reichlich für ihre Leistungen entlohnte, wird er dafür in der
Bürgerschaft wenig Verständnis gefunden haben, es sei denn
im Kunstgewerbe. Auch hierin zeigt sich der Wandel der
Zeiten. In Deutschland galt während des ganzen sechzehnten
Jahrhunderts das Wort Kunst etwa für das, was wir heute
Kunstfertigkeit nennen, zeigte sie sich vor allem im Handwerk.
Große Meister von anerkannt sich heraushebender Bedeu-
tung traten seit Dürer, Holbein und Cranach nicht mehr auf,
wohl aber Goldschmiede, Plattner, Meister der Zierkünste.
Noch nahm man unter August in Dresden den Künstler für
einen Mann, der im Gewerbe nach dem sucht, das andere
nicht können, also den Erfinder. August aber erkannte und
behandelte die Schöpfer großer Kunst, die Architekten,
Maler, Bildhauer als die Träger eines Geschmacksfortschrittes
und gab ihnen vor allem außerhalb der Zünfte eine Stellung,
ein Monopol.

Die öffentliche Meinung

Erhielt die Staatsverwaltung durch ihre Gesandten und
Agenten Nachrichten über die Vorgänge in fremden Staaten,
so war der Handel auf die Berichte seiner Geschäftsfreunde
angewiesen. Brachten jene reitende Kuriere, so diese die
Reichspost, die unter kaiserlicher Aufsicht stand, aber für
die einzelnen Länder unzureichend war. Es machte sich da-
her eine Loslösung vom Reich notwendig, mit der der Große
Kurfürst vorausgegangen und Sachsen 1681 durch ein lan-
desherrliches Regulare gefolgt war. Gleiches taten Braun-

408
 
Annotationen