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geschäfte einesteils durch die bureaukratische in der ein-
häuptigen Regierung gipfelnde Verwaltung zurückgedrängt
wurde, andernteils durch Verleihung von Briefadel in seinen
auf die Geburt gestellten Sonderrechten sich benachteiligt
sah. Die Städte wuchsen durch die Arbeitskraft und den
Unternehmungsgeist ihrer Bürger an Einfluß, gaben diesen
Gelegenheit zur Vermögensanhäufung und zum Ankauf von
Rittergütern, wie denn der Adel selbst, minder seßhaft als
vorher, sich in den Besitz von mehreren Gütern zu bringen
strebte. Die Bürgerschaft hatte sich ebenso der nachdrängen-
den unteren Schichten zu erwehren, es bildete sich ein
Arbeiterstand, der zwar zunächst zu selbständiger Organi-
sation nicht befähigt war, aber doch durch seine Masse mit-
bestimmend wirkte. Dazu kam die Änderung der Wirtschafts-
grundlagen: an Stelle der landwirtschaftlichen und hand-
werklichen Erzeugung für enge Kreise trat ein in die Ferne
blickender, durch Geldmittel kräftig gewordener Handel
sowie eine Industrie, die Anfänge der Übermacht des Kapi-
tals über die den mittelalterlichen Staat stützenden Kräfte.
August stand einem Volke gegenüber, dessen ständische
Gliederung im Zerbröckeln war, einer Umbildung aller
wirtschaftlichen Werte.

Der Adel

Der Adel Sachsens wie des ganzen Nordwestens Deutsch-
lands bestand aus den Geschlechtern, die im Mittelalter die
Eindeutschung des früher slawischen Gebietes durchgeführt
hatten. Er ist deutsch in tiefster Wurzel. Die Gesetze, die er
sich gab, bewirkten dies: turnierfähig war nur der, der von
väterlicher und mütterlicher Seite acht vollbürtige Ahnen
aufweisen konnte. Der Zwang für die jungen Adeligen, eine
Frau von gleicher Geburt zu wählen, war ein Gebot der
Zuchtwahl, der Reinheit des Blutes. Wer mit berechtigtem
Stolz sich seiner Eltern und Ureltern erinnert, versteht, was

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