Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER PRINZ

*

*

Die Jugendjahre

Am 12. Mai 1670, also zweiundzwanzig Jahre nach Abschluß
des Westfälischen Friedens, wurde dem sächsischen Kur-
fürstenjohann Georg III. ein zweiter Sohn geboren, der den
Namen Friedrich August erhielt. Sein am 18. Oktober 1668
geborener Bruder hieß Johann Georg und wurde nach der
Sitte der Wettiner von seinen Eltern Hans gerufen; der
zweite aber Friedrich. Als letzterer von den Polen zum
König gewählt wurde, verlangten diese, daß er sich Augustus
nenne. Der König entsprach diesem Wunsche, zumal der
Name die Polen an eine der glänzendsten Zeiten ihres
Reiches erinnerte, in der es durch die Lubliner Union von
1569 die größte Ausdehnung erlangt hatte, an die Zeit Sigis-
mund Augusts, mit dem der Jagellonische Mannesstamm aus-
starb. Dazu kam, daß damals das Haus Wettin sich mit dem
Piastenstamme der Jagellonen verschwägert hatte: Herzog
Georg von Sachsen, der entschiedene Gegner Luthers, hatte
1496 Barbara, die Tochter König Kasimirs IV. geheiratet.
Dessen drei Söhne waren ihm auf dem Thron gefolgt. Ihr
letzter war Sigismund I., nach dessen Tod 1548 sein Sohn
Sigismund August folgte. Dieser war also der Neffe der
Barbara. Geschickte Genealogen wiesen nach, daß beide
Töchter Kasimirs IV., so auch Sophie durch ihren Mann,
den Markgrafen Friedrich von Brandenburg, Ahnfrauen
Johann Georgs II. gewesen seien, also im siebenten Ge-
schlecht die Augusts, den der gelehrte Münzenkenner
Tetzel für einen Jagellonen aus Piastenstamm erklärte. So
hieß denn der junge Prinz, als er nach dem Tode seines

7
 
Annotationen