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Seine Mätressen mögen ihm dies oft genug vorgerechnet
haben. Es wird ihm auch nicht schwer geworden sein, über-
schlagend sich ein Bild davon zu machen, ob der Aufwand
eines Ministers oder sonstigen Beamten seinem Vermögen
und seinen Dienstbezügen auch nur halbwegs entspreche.
Als Loen die Frage aufwarf, warum kein Geld im Lande sei,
fand er den Grund nicht nur im Fehlen von Gold und Silber:
Schuld sei die im bürgerlichen Leben eingerissene Unord-
nung, da kein Mensch sich mehr nach seinen Umständen,
sondern alle, vom Großen bis zum Kleinen, sich über ihr
Ziel zu messen gewohnt seien. Nun sollte man denken, Loen
werde sagen, es werde nicht genug gespart im Lande. Im
Gegenteil! Er fordert vom Fürsten, er solle dafür sorgen,
daß bei den Bürgern das Geld nicht im Kasten roste. Ob der
Fürst oder ob der Beamte es in Händen habe, sei wirtschaft-
lich gleichgültig. Beide pflegen es nicht zu vergraben, also
bleibe es im Verkehr. Daher ist es Loen recht, wenn der Be-
amte viel Geld einnehme und entsprechend ausgebe, er
wie die Mätresse bringe es eben zum Roulieren. Das sagt
ein redlicher Mann, der ernste Betrachtungen über die sitt-
liche Lage schrieb. Freilich: in den 1740er Jahren, also nach
Augusts Tod, und nachdem die Schwächen der merkanti-
listischen Wirtschaftsordnung erkannt worden waren, emp-
fiehlt er auch dem Fürsten Sparsamkeit.

Die Regierung Augusts zeigt sich also als Ausdruck des
Wandels in der Wirtschaftslage. Es galt, den überwiegenden
Einfluß des Adels auf die Verwaltung zu brechen, indem
man ihn an den Hof und das Heer, also durch den Fürsten
an den Staat enger band, dafür aber seine alten Sonderrechte
einschränkte.Daneben galt es, einen Beamtenstand zu schaffen,
der nicht mehr in gleicher Weise wie vorher auf Geburt,
sondern auf wissenschaftliche Vorbereitungseine Ansprüche
auf Betätigung aufbaute. August wandte nicht, wie andere
Fürsten es taten, Gewaltmittel an. Er gab dem Adel Titel,
Ehre, Vergnügen, Geld — in der Absicht, ihn damit herunter-

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