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der jedes Mittel zustehe, um sich selbst zu behaupten,
auch das, was sonst als Verbrechen gilt: Betrug, Wortbruch,
Grausamkeit, selbst der Mord. „Ein kluger Fürst“, heißt es
da, „kann und darf sein Wort nicht halten, wenn sich dies
gegen ihn selber wenden würde und die Ursachen, um derent-
willen er es gab, aufgehört haben. Wären alle Menschen
gut, so würde dieser Rat schlecht sein. Da sie aber nicht viel
taugen und ihr Wort gegen dich auch nicht halten, so bist
du nicht gezwungen, es gegen sie zu halten. Einem Fürsten
fehlt außerdem nie der Vorwand, der den Bruch beschö-
nigt... Am weitesten kommt, wer den Fuchs am besten
spielen kann. Notwendig ist nur, diese Eigenschaft zu ver-
bergen, sich gut zu verstellen. Die Menschen sind so ein-
fältig, so abhängig von Augenblickseindrücken, daß, wer
solche finden will, die sich täuschen lassen, allemal sein Ziel
erreicht... Fürsten, die ja keinem Gerichtshöfe unterstehen,
werden stets nach dem Endzwecke beurteilt werden: der
Fürst sucht sein Leben und seine Gewalt zu erhalten, die
hierfür anzuwendenden Mittel werden als ehrenhaft hin-
genommen und von jedermann gelobt werden, wenn sie
diesem Zwecke dienen“.

Sein Recht erhält der Fürst auch durch Eroberung. Die tat-
sächliche Gewalt ist für Machiavelli entscheidend. Sie schafft
das Recht. So heißt es im Principe. Nach ihm werden sich in
einem Lande, das dem Fürsten eines anderen zufiel und das
an Sprache, Gewohnheit und Verfassung anders gestaltet ist
als seine Heimat, viel Schwierigkeiten ergeben. Daher sei zu
raten, daß der Fürst im neuen Gebiete wohne, damit er alle
Unordnung alsbald erkennen und beseitigen könne; daß er
seine Beamten überwache und die Einwohner vor Bedrlik-
kung schütze, sie zur Ruhe schmeichele oder, wenn dies
nicht gelingt, die Widerstrebenden vernichte. Machiavelli
schlägt vor, nicht durch Besetzungen, sondern durch Kolo-
nien die Herrschaft zu sichern. Der Fürst soll sich an die
Mindermächtigen halten und mit diesen die feindseligen

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