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Höfling, Spieler, Protestant, wurde später Katholik, um eine
Stelle als Kanonikus zu erlangen, wechselte noch viermal die
Konfession, zog von Hof zu Hof, um sich durchzuschma-
rotzen. Endlich warf er sich auf die Schriftstellerei. Seit 1734
erschienen seine „Lettres et Memoires“, Berichte von seinen
Reisen, in denen er namentlich die Menschen schilderte, mit
denen er verkehrt hatte. Die Berichte sind mit Vorsicht zu
benutzen, da hinter vielen Äußerungen Absichten sich ver-
bergen. Aber sie geben doch auch manche gute Beobach-
tung von solchen Dingen, die außerhalb seines Bestrebens
liegen, sich als Mann von Welt zu empfehlen. 1729 war Pöll-
nitz in Dresden. 1735 soll er nach den Feststellungen Kosers
in der „Allgemeinen deutschen Biographie“ Spion Sach-
sens in Berlin gewesen sein. Später, 1740, wurde er Vorleser
bei Friedrich dem Großen, der ihn aber mehr als närrischen
Rat behandelte. Als er ihm einmal einen Ochsen schenkte,
ließ er diesem beim Einbringen in Pöllnitzens Stall eine Tafel
zwischen die Hörner binden mit der Aufschrift: „Pöllnitz,
un boeuf“. 1737 erschien die dritte Auflage seines Buches,
vermehrt von drei auf fünf Bände, darin ein den säch-
sischenHoflobhudelndesWerkchen: „Etat abrege de laCour
de Saxe sous le regne d’August III., Roi de Pologne“ und
kurz darauf das oben erwähnte, in dem er Augusts Liebes-
ieben erzählt. Nach seiner ersten Schilderung hatte dieser
von Geburt alle Tugenden eines großen Königs: die An-
mut und das königliche Wesen, die Heldenkraft, die Milde
und Flöflichkeit. Nie gab es einen glänzenderen Fürsten,
einen freigebigeren, der seine Gaben mit so viel Wohlwollen
begleitete; bescheiden im Glück, handelte er auch seinen
Feinden gegenüber entgegenkommend, selbst bei grausamen
Erniedrigungen.

Ich frage mich, was beabsichtigte Pöllnitz mit seiner Schil-
derung von Augusts Liebesieben über den Zweck hinaus, ein
vielgelesenes Buch zu schaffen? War die Aufgabe des
Buches, was es tatsächlich erreichte, nämlich August der
 
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