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ergibt. Ein kleiner Mann bezahlte seine Miete mit dem Wert
von rund n 1/2 bis 14 1/3 Scheffel Weizen, also nach den
Preisen von 1870 etwa mit zweihundert bis zweihundert-
fünfzig Mark. Vor dem Weltkriege dürfte eine solche Woh-
nung etwas teurer gewesen sein.

Anders in kleinen Städten, wie ein Beispiel zeigen mag: 1697
befanden sich in Freiberg neben achthundertsiebenund-
zwanzig bewohnten Häusern sechshundertneunundvierzig
unbewohnte „wüste Stellen“. Auch die bewohnten wurden
nicht selten für fünf bis hundert Taler verkauft. Die Zahl
der Einwohner betrug gegen siebentausend, in der Mitte
des achtzehnten Jahrhunderts gegen neuntausend. Selbst am
Markt gab es noch zusammenbrechende, leerstehende, un-
verkäufliche Häuser. Also so schwer wirkte der Dreißig-
jährige Krieg nach. Und so wenig sicher sind Preisberech-
nungen, solange nicht eine größere Menge der geschicht-
lichen Unterlagen zur Hand ist.

Hatte der Gutsbesitzer Geld zur Verfügung, so trat an ihn
die Frage heran, wie er es anlegen solle: es im Kasten liegen
zu lassen, war unwirtschaftlich und im Sinne der Zeit unan-
ständig, Hamsterei, das Ausleihen gegen Zinsen umständlich,
denn Aktien auf Banken oder gewerbliche Unternehmen gab
es noch nicht. Steuerobligationen galten nicht für ganz sicher.
In dem Schlosse Joachimstein in der Lausitz zeigte man
mir einen starken Band, der eine Vermögensaufzeichnung des
Joachim Siegmund von Ziegler (f 1734) enthält, der Schloß
und Besitz zur Gründung eines protestantischen, weltadeligen
Fräuleinstiftes vermachte. Das Vermögen war angelegt in
zahlreichen kleinen Posten, mit denen Kirchgemeinden,
Gutsbesitzer, Dorfschaften, Bauern usw. beliehen waren.
Die Zinsen pünktlich einzutreiben — teils waren es Natu-
ralien — kostete recht unbequeme Arbeit. Wenn also ein
Gutsbesitzer Geld in die Hand bekam, so lag es nahe, dies
vor allem in Bauten, in Sachwerten anzulegen. Andere
häuften ihren Besitz durch den Ankauf von mehreren und

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