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Stellung machen als vor dem Weltkriege. Uns schien ein
Zweifel an der Zuverlässigkeit des Staates lächerlich. Er
konnte sein Gold im Kasten behalten und auf dieser Grund-
lage den öffentlichen Kredit durch Papiere in Anspruch
nehmen, die zinslos gleich der geprägten Münze im Handel
verkehrten. Der Staat Augusts mußte die Welt von der Größe
seiner Mittel überzeugen. Ein Schatz kunstvoll bearbeiteten
Edelmetalles, schön geschliffener Diamanten, allzeitzu hohem
Preise verkäuflicher Kunstwerke war eben ein Rückgrat für
die Vertrauenswürdigkeit zum mindesten bei der Volks-
masse. Das glänzende Auftreten des Hofes, die Bauten und
Feste waren ein Zeichen dafür, daß der Fürst große Aus-
gaben zu leisten vermochte. Noch Friedrich der Große baute
Schlösser nach dem Siebenjährigen Krieg, um seinen Kredit
zu stärken. Wie noch Goethe in seinem Alter als hoher
Staatsbeamter vom Papiergelde dachte, möge man in seinem
etwa 1825 bis 1831 geschriebenen zweiten Teil des „Faust“
nachlesen. Er schildert einen Kaiser, freilich einen solchen
der Vergangenheit, einen Fürsten, der mit August mancherlei
Verwandtschaft hat. Es fehlt diesem an Geld, um beabsich-
tigte Feste zu veranstalten. Da naht ihm Mephisto, als einer
jener Projektemacher, die nicht angehört zu haben oder doch
denen nicht gefolgt zu sein, Marperger in einer auf August
hinweisenden Bemerkung über einen klugen Fürsten als
dankenswert bezeichnet. Mephisto weist auf das Gold und
Silber, das im Boden des Reiches ruhe und verleitet den
Widerstrebenden zur Ausgabe von Papiergeld. Es entstehen
die schicksalschweren Blätter, die alles Weh in Wohl ver-
wandeln:

Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.

Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,

Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland.

Schnell waren die Zettel gestempelt, und überall herrschte
Freude und Reichtum:

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