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Chronisten berichten, die Schuldenlast und die Steuern seien
unter August unerträglich geworden. Die polnischen Kriege
und Wirren hätten Sachsen 88 Millionen Taler und 36000
Menschen gekostet. Irgendeine Gewähr für diese Zahlen
kann ich nicht geben, halte sie vielmehr für stark übertrieben.
Verteilt auf die neununddreißig Jahre von Augusts Regierung
und auf rund 1,5 Millionen Einwohner ergibt sich für Jahr
und Kopf etwa 1,5 Taler. Die Verluste an Menschen
würden 2,4 V. H. betragen, verteilt auf neununddreißig Jahre
also, in denen ein neues Geschlecht heranwuchs, ist mit der
doppelten Zahl der Einwohner zu rechnen, so daß der
Menschenverlust 0,061 v. H. betragen hätte. Mir scheint
dies immer noch nicht richtig, will man die nach Polen
Ausgewanderten nicht mit in Rechnung ziehen. Sachsen
vermochte dies zu leisten, und zwar indem es seine Staats-
schulden zum Teil abstieß, denn Sachverständige berichteten
mir, wie schon gesagt, daß ihre wirtschaftspolitischen Akten-
studien dahin gewiesen hätten, daß die Staatsschuld unter
August sich erheblich verringert habe.

Es wird noch zu zeigen sein, daß Sachsens Wirtschaft auf-
blühte, trotz der erst nachträglich erkannten Fehler des
Merkantilsystems. Nicht nur in Liebedienerei wurde August
im Lande als Sachsens größter Fürst gefeiert.

Als August 1727 vom Krankenlager in Bialystok nach Leip-
zig kam, wurde die Stadt festlich geschmückt. Das mag
auf Anordnung von oben geschehen sein. Aber die Form
der Ehrung des Königs war doch Sache freien Entschlusses
der Bürgerschaft. Sie gab Kunde von der Auffassung,
die diese von Augusts Tun hatte. Das bekundet die nüch-
terne Erzählung der Einzelheiten des Empfangs im Hof-
kalender von 1728. Friedrich Henrici, genannt Picander, be-
grüßte damals August mit einem Gedicht, das folgende Verse
enthält:

Wo seht ihr Zwang, wo schwere Dienstbarkeit?

Wo klagt ein Untertan, wo wird das Land bedrückt?

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