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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Die Erfindung des Gedächtnisses — Frankfurt am Main, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.2940#0073
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GIORDANO BRUNO
Macht des Gedächtnisses über das Chaos"1'

Brunos Geist arbeitet in Bahnen, die für einen modernen
Menschen außerordentlich schwer nachzuvollziehen sind -
in diesen Bahnen bewegt sich auch Ficinos Geist in De vita
coelitus comparanda -, daß nämlich die Bilder der Gestirne
die Vermittler sind zwischen den Ideen in der überhimm-
lischen Welt und der subhimmlischen Elementenwelt. In-
dem man nun diese Sternenbilder arrangiert oder manipu-
liert oder benutzt, beeinflußt man Formen, die der Realität
eine Stufe näher stehen als die Objekte in der niederen Welt,
die alle von stellaren Einflüssen abhängig sind. Man kann
auf die niedere Welt einwirken und die stellaren Einflüsse
verändern, wenn man weiß, wie man die Sternenbilder an-
ordnen und manipulieren kann. Tatsächlich sind die Ster-
nenbilder die „Schatten der Ideen", Schatten der Realität,
die der Realität näher stehen als die wirklichen Schatten in
der unteren Welt. Hat man diesen Gesichtspunkt einmal be-
griffen (der für einen modernen Menschen im Grunde un-
begreiflich ist), klären sich viele Mysterien in Schatten. Das
Buch, das Hermes dem Philosophen übergeben hat, ist das
Buch „über die Schatten der Ideen, eingerichtet für das in-
nere Schreiben" [i 582], das heißt, es enthält eine Liste magi-
scher Bilder der Gestirne, die dem Gedächtnis eingeprägt
werden sollen. Sie sollen auf drehbaren Scheiben verwendet
werden:
Da die Ideen die Grundformen der Dinge sind, entspre-
chend denen alles gebildet ist..., so sollten wir in uns die
Schatten der Ideen bilden..., so daß sie allen möglichen
Auszug aus: F. A. Yates, The Art of Memory (1966)
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