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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Die Erfindung des Gedächtnisses — Frankfurt am Main, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.2940#0121
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SIGMUND FREUD
Umschrift und Erinnerungsspur*

[...] ich arbeite mit der Annahme, daß unser psychischer
Mechanismus durch Aufeinanderschichtung entstanden ist,
indem von Zeit zu Zeit das vorhandene Material von Erin-
nerungsspuren eine Umordnung nach neuen Beziehungen,
eine Umschrift erfährt. Das wesentlich Neue an meiner
Theorie ist also die Behauptung, daß das Gedächtnis nicht
einfach, sondern mehrfach vorhanden ist, in verschiedenen
Arten von Zeichen niedergelegt. Eine ähnliche Umordnung
habe ich seinerzeit (Aphasie) für die von der Peripherie
kommenden Bahnen behauptet. Wie viele solcher Nieder-
schriften es gibt, weiß ich nicht. Mindestens drei, wahr-
scheinlich mehr. Dazu folgendes Schema, welches an-
nimmt, daß die einzelnen Niederschriften auch nach ihren
Neuronträgern gesondert sind (nicht notwendig topisch).
Die Annahme ist vielleicht nicht notwendig, aber doch die
einfachste und vorläufig zulässig.
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W sind Neurone, in denen die Wahrnehmungen entstehen,
woran sich Bewußtsein knüpft, die aber an sich keine Spur
des Geschehenen bewahren. Bewußtsein und Gedächtnis
schließen sich nämlich aus.
Wz [Wahrnehmungszeichen] ist die erste Niederschrift
der Wahrnehmungen, des Bewußtseins ganz unfähig, nach
Gleichzeitigkeitsassoziationen gefügt.
Üb (Unbewußtsein) ist die zweite Niederschrift, nach an-
' Brief an Wilhelm Fließ vom 6. \z, 1896
 
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