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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Die Erfindung des Gedächtnisses — Frankfurt am Main, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.2940#0122
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deren, etwa Kausalbeziehungen angeordnet. Ub-Spuren
würden etwa Begriffserinnerungen entsprechen, ebenfalls
dem Bewußtsein unzugänglich.
Vb (Vorbewußtsein) ist die dritte Umschrift, an Wort-
vorstellungen gebunden, unserem offiziellen Ich entspre-
chend. Aus diesem Vb werden die Besetzungen nach
gewissen Regeln bewußt, und zwar ist dieses sekundäre
Denkbewußtsein ein der Zeit nach nachträgliches, wahr-
scheinlich an die halluzinatorische Belebung von Wortvor-
stellungen geknüpft, so daß die Bewußtseinsneurone wie-
der Wahrnehmungsneurone und an sich ohne Gedächtnis
wären.
Wenn ich die psychologischen Charaktere der Wahrneh-
mung und der drei Niederschriften vollständig angeben
könnte, hätte ich damit eine neue Psychologie beschrieben.
Etwas Material hiefür liegt vor, aber es ist jetzt nicht meine
Absicht.
Ich will hervorheben, daß die aufeinanderfolgenden Nie-
derschriften die psychische Leistung von sukzessiven Le-
bensepochen darstellen. An der Grenze von zwei solchen
Epochen muß die Übersetzung des psychischen Materials
erfolgen. Die Eigentümlichkeiten der Psychoneurosen er-
kläre ich mir dadurch, daß diese Übersetzung für gewisse
Materien nicht erfolgt ist, was gewisse Konsequenzen hat,
Wir halten ja an der Tendenz zur quantitativen Ausglei-
chung fest. Jede spätere Überschrift hemmt die frühere und
leitet den Erregungsvorgang von ihr ab. Wo die spätere
Überschrift fehlt, wird die Erregung nach den psychologi-
schen Gesetzen erledigt, die für die frühere psychische Pe-
riode galten, und auf den Wegen, die damals zu Gebote
standen. Es bleibt so ein Anachronismus bestehen, in einer
gewissen Provinz gelten noch „Fueros"', es kommen
„Überlebsel" zustande.
Die Versagung der Übersetzung, das ist das, was klinisch
„Verdrängung" heißt. Motiv derselben ist stets eine Unlust-
 
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