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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0050

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Weh mir! Weh mir! Wer wird mich befreien in jenen Tagen?
Der Anfang der Schmerzen (kommt) - und viele stöhnen, der
Anfang der Hungersnot - und viele werden umkommen, der
Anfang der Kriege - und Mächte entsetzen sich, der Anfang
der Leiden - und alle werden zittern, was werden sie (erst) da-
bei tun, wenn die Leiden (selbst) kommen? Siehe, Hunger und
Plage und Verwirrung und Not sind gesandt als Zuchtruten
zur Besserung. Und bei dem allem werden sie sich nicht abkeh-
ren von ihren Ungerechtigkeiten, noch werden sie immer der
Zuchtruten gedenken.

Siehe, es wird das Getreide wohlfeil werden auf der Erde, so
daß sie glauben, der Friede sei ihnen geschenkt. Dann aber
werden die Leiden auf der Erde emporsprossen. Schwert,
Hunger und große Verwirrung. Hungers werden die meisten
Bewohner der Erde sterben, und das Schwert wird die andern
vernichten, welche die Hungersnot überlebt haben. Tote wer-
den wie Kot auf der Straße liegen, und niemand wird da
sein, sie zu beklagen. Denn die Erde wird verlassen sein, und
ihre Städte werden zerstört werden. Keiner wird übriggelassen,
die Erde zu bebauen und Samen auf sie zu säen. Die Bäume

Die Gewalt, die sie hatten, mußten sie auch an sich zeigen.
Aus Massenopfern wurden Massenselbstmorde. Es waren Er-
eignisse, die in den durchschrittenen Landschaften furchtbar
und ansteckend wirkten. Zahllose wurden in den Wirbel hin-
eingezogen. Grimmig fordernd blickten die brennenden Fah-
nen auf die Gebiete herunter. Ihr Knattern klang erregender
als Kriegsgeheul. Die Fahnen riefen die Männer und Frauen
aus den Häusern. Sie mußten sich stellen, in Reih und Glied,
als wenn es zum Kampf ginge. Und dann wurden sie über
fremde Stadtschaften geworfen, zerbrachen Wälder, rissen
Flüsse auseinander, traten sich gegenüber, Mann und Frau,
um sich hin zu ringen, den Strick von eigener Hand um den
Hals, das Messer in eigener Hand, den Strahl den man selbst
gerichtet hatte, gegen die bemalte Brust, schweißige Stirn,
das heißblickende erwartende Auge. Jahrelang fluteten und
ebbten die Mordsenger und Scharen der Selbstmörder über
die westlichen Landschaften.
 
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