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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0065

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überging, vom Bösen zum noch Böseren Herodes, als er von
körperlichen Martern zu den schrecklichsten Höllenqualen
überging; den Übergang vom Guten zum Besseren vollzieht
jeder Gläubige, indem er von einem frommen Wandel in die-
sem Leben in die Herrlichkeit der ewigen Vergeltung übergeht.
Auch von Christus wird gesagt, daß er „aus dieser Welt zum
Vater hinüberging". Wenn also von Himmel und Erde gesagt
wird, sie gingen hinüber, so heißt das nicht, daß sie vom Sein
zum Nichtsein übergehen, also untergehen sollen - das wäre
ein Obergang zu einem Ein-Anderes-Sein -, sondern daß sie
aus dem jetzigen Zustand zu einem Anderssein, d.h. zu einem
anderen, weit besseren und schöneren Sein, gewandelt und
umgebildet werden sollen. Daher sagt Paulus: „Die Gestalt die-
ser Welt vergeht", die Gestalt sagt er, nicht: die Substanz. Auch
der Psalmist fügt zu den Worten: „Sie werden vergehen",
damit wir sie nicht zu weitgehend deuten, hinzu: „Sie werden
alt werden wie ein Gewand; du wirst sie umändern wie ein
Kleid, und so werden sie verwandelt werden." Er will damit
sagen: die Urbestandteile, die infolge langer und mannigfacher
Abnutzung dahinsiechen und gewissermaßen altern, wirst du
erneuern, indem du sie mit einer besseren Form wie mit einem
schöneren Gewände schmückst. Wenn wir freilich genau zuse-
hen, was er dort sagt und zu wem, dann werden wir uns nicht
mehr wundern über den Ausdruck „Himmel und Erde werden
vergehen". Die Worte des Psalmisten sind nämlich an Gott ge-
richtet: „Sie werden vergehen, du aber bleibst", und: „Sie wer-
den alt werden wie ein Gewand; du wirst sie umändern wie ein
Kleid, und so werden sie verwandelt werden. Du aber bleibst
derselbe, der du bist, und deine Jahre werden kein Ende neh-
men." Man beachte also, daß hier zu Gott gesagt wird: „Du
aber bleibst" und „Du bleibst derselbe, der du bist, und deine
Jahre werden kein Ende nehmen"; nun wird man sich nicht
wundern, daß das Dauerhafteste, was es gibt, das aber ein Ge-
schaffenes ist, im Vergleich mit der Unveränderlichkeit und
Wesensbeständigkeit seines Schöpfers vergehen, altern und sich
verändern muß, im Hinblick auf dessen Reinheit die reinsten
Dinge nicht als rein gelten können. Daher heißt es: „Die Ge-
stirne sind nicht rein vor ihm." Nicht also die Substanz wird
vernichtet, sondern nur die Gestalt wird verwandelt werden,

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