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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0083
Eiros: Wahr ist's, ich spüre keine Betäubung mehr, nicht im
geringsten. Die wilde Benommenheit und das entsetzliche
Dunkel, sie haben mich verlassen, und nicht mehr hör' ich den
rasenden, rauschenden Schauderlaut, „wie die Stimme von
vielen Wassern". Doch sind meine Sinne verwirrt noch,
Charmion, ob des begierigen Eifers, mit dem sie das Neue in
sich aufnehmen.
Charmion: Das alles wird in wenigen Tagen vorüber sein; - doch
versteh ich dich nur zu wohl und fühle mit dir. Es ist zehn irdi-
sche Jahre nun her, seit mir geschah, was dir zur Stunde ge-
schieht, und doch hängt die Erinnerung mir noch an. Gleich-
wohl hast du jetzt allen Schmerz erlitten, den du in Eden hier
zu leiden haben wirst.
Eiros: In Eden?
Charmion: Ja, in Eden.
Eiros: Oh mein Gott! - habe Mitleid mit mir, Charmion! -
schier überschwer lastet die Majestät all dieser Dinge auf mir -
des nun bekannten Unbekannten — der nun in der erhabnen
und gewissen Gegenwart aufgegangenen spekulativen Zukunft.
Charmion: Klammre dich jetzt nicht mehr an solche Gedan-
ken. Morgen wollen wir auch davon sprechen. Noch schwan-
ket dein Geist; seine Erregtheit wird Linderung finden, wenn
du dich schlichtem Erinnern widmest. Blicke nicht um dich,
noch vorwärts - sondern blicke zurück. Ich brenne vor Be-
gierde, die Einzelheiten jenes ungeheuren Ereignisses zu ver-
nehmen, welches dich unter uns schleuderte. Sprich mir davon.
Laß uns von altvertrauten Dingen reden, in der altvertrauten
Sprache der Welt, die da so gräßlich zugrunde ging.
Eiros: Ja, gräßlich, furchtbar gräßlich! - dies, wahrlich, ist kein
Traum.
Charmion: Es gibt nicht Träume mehr. Wurde ich sehr betrau-
ert, mein Eiros?
Eiros: Betrauert, Charmion? - oh, wie so tief! Bis hin zu jener
letzten Stunde aller Dinge hing eine Wolke düsterer Beküm-
mernis und inbrünstigen Schmerzes über dem Hause der Dei-
nen.
Charmion: Und jene letzte Stunde - sprich von ihr. Bedenke,
daß ja ich, bis auf das nackte Faktum der Katastrophe selbst,
nichts weiß. Als ich aus der Mitte der Menschheit schied und
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geringsten. Die wilde Benommenheit und das entsetzliche
Dunkel, sie haben mich verlassen, und nicht mehr hör' ich den
rasenden, rauschenden Schauderlaut, „wie die Stimme von
vielen Wassern". Doch sind meine Sinne verwirrt noch,
Charmion, ob des begierigen Eifers, mit dem sie das Neue in
sich aufnehmen.
Charmion: Das alles wird in wenigen Tagen vorüber sein; - doch
versteh ich dich nur zu wohl und fühle mit dir. Es ist zehn irdi-
sche Jahre nun her, seit mir geschah, was dir zur Stunde ge-
schieht, und doch hängt die Erinnerung mir noch an. Gleich-
wohl hast du jetzt allen Schmerz erlitten, den du in Eden hier
zu leiden haben wirst.
Eiros: In Eden?
Charmion: Ja, in Eden.
Eiros: Oh mein Gott! - habe Mitleid mit mir, Charmion! -
schier überschwer lastet die Majestät all dieser Dinge auf mir -
des nun bekannten Unbekannten — der nun in der erhabnen
und gewissen Gegenwart aufgegangenen spekulativen Zukunft.
Charmion: Klammre dich jetzt nicht mehr an solche Gedan-
ken. Morgen wollen wir auch davon sprechen. Noch schwan-
ket dein Geist; seine Erregtheit wird Linderung finden, wenn
du dich schlichtem Erinnern widmest. Blicke nicht um dich,
noch vorwärts - sondern blicke zurück. Ich brenne vor Be-
gierde, die Einzelheiten jenes ungeheuren Ereignisses zu ver-
nehmen, welches dich unter uns schleuderte. Sprich mir davon.
Laß uns von altvertrauten Dingen reden, in der altvertrauten
Sprache der Welt, die da so gräßlich zugrunde ging.
Eiros: Ja, gräßlich, furchtbar gräßlich! - dies, wahrlich, ist kein
Traum.
Charmion: Es gibt nicht Träume mehr. Wurde ich sehr betrau-
ert, mein Eiros?
Eiros: Betrauert, Charmion? - oh, wie so tief! Bis hin zu jener
letzten Stunde aller Dinge hing eine Wolke düsterer Beküm-
mernis und inbrünstigen Schmerzes über dem Hause der Dei-
nen.
Charmion: Und jene letzte Stunde - sprich von ihr. Bedenke,
daß ja ich, bis auf das nackte Faktum der Katastrophe selbst,
nichts weiß. Als ich aus der Mitte der Menschheit schied und
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