Humanität, Bildung und Freiheit sind kostbare Güter, die
mit Blut, Verstand und Menschenwürde nicht teuer genug er-
kauft sind. Nun, bis zu dem Chinesentraum versteige ich mich
nicht; aber einem gelegentlichen Barbarenangriff auf die Boll-
werke unserer Kultur, Parlamente, Redaktionen und Universi-
täten, könnte man zustimmen, wenn er nicht selbst wieder eine
politische Sache wäre, also eine Gemeinheit. Als die Bauern
eine Hochschule stürmten, wars nur der andere Pöbel, der sei-
nes Geistes Losung durchsetzen wollte. Die Dringlichkeit, die
Universitäten in Bordelle zu verwandeln, damit die Wissen-
schaft wieder frei werde, sieht keine politische Partei ein. Aber
die Professoren würden als Portiers eine Anstellung finden,
weil die Vollbarte ausgenützt werden können und die Würde
nun einmal da ist, und die Kollegiengelder wären reichlich
hereingebracht.
„Den Verzagten aber, und Ungläubigen, und Verruchten,
und Totschlägern, und Götzendienern, und allen Lügnern, de-
ren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel
brennt."
Was vermag nun ein Satirenschreiber vor einem Getriebe, dem
ohnedies schon in jeder Stunde ein Hohngelächter der Hölle
antwortet? Er vermag es zu hören, dieweil die anderen taub
sind. Aber wenn er nicht gehört wird? Und wenn ihm selbst
bange wird?
Er versinkt im Heute und hat von einem Morgen nichts zu
erwarten, weil es kein Morgen mehr gibt, und am wenigsten
eines für die Werke des Geistes. Wer heute noch eine Welt hat,
mit dem muß sie untergehen.
Umso sicherer, je länger die äußere Welt Stand hält. Der
wahre Weltuntergang ist die Vernichtung des Geistes, der an-
dere hängt von dem gleichgiltigen Versuch ab, ob nach Ver-
nichtung des Geistes noch eine Welt bestehen kann.
Darum glaube ich einige Berechtigung zu dem Wahnwitz zu
haben, daß die Fortdauer der ,Fackel' ein Problem bedeute,
während die Fortdauer der Welt bloß ein Experiment sei.
Die tiefste Bescheidenheit, die vor der Welt zurücktritt, ist in
ihr als Größenwahn verrufen. Wer von sich selbst spricht, weil
kein anderer von ihm spricht, ist lästig. Wer niemand mit sei-
mit Blut, Verstand und Menschenwürde nicht teuer genug er-
kauft sind. Nun, bis zu dem Chinesentraum versteige ich mich
nicht; aber einem gelegentlichen Barbarenangriff auf die Boll-
werke unserer Kultur, Parlamente, Redaktionen und Universi-
täten, könnte man zustimmen, wenn er nicht selbst wieder eine
politische Sache wäre, also eine Gemeinheit. Als die Bauern
eine Hochschule stürmten, wars nur der andere Pöbel, der sei-
nes Geistes Losung durchsetzen wollte. Die Dringlichkeit, die
Universitäten in Bordelle zu verwandeln, damit die Wissen-
schaft wieder frei werde, sieht keine politische Partei ein. Aber
die Professoren würden als Portiers eine Anstellung finden,
weil die Vollbarte ausgenützt werden können und die Würde
nun einmal da ist, und die Kollegiengelder wären reichlich
hereingebracht.
„Den Verzagten aber, und Ungläubigen, und Verruchten,
und Totschlägern, und Götzendienern, und allen Lügnern, de-
ren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel
brennt."
Was vermag nun ein Satirenschreiber vor einem Getriebe, dem
ohnedies schon in jeder Stunde ein Hohngelächter der Hölle
antwortet? Er vermag es zu hören, dieweil die anderen taub
sind. Aber wenn er nicht gehört wird? Und wenn ihm selbst
bange wird?
Er versinkt im Heute und hat von einem Morgen nichts zu
erwarten, weil es kein Morgen mehr gibt, und am wenigsten
eines für die Werke des Geistes. Wer heute noch eine Welt hat,
mit dem muß sie untergehen.
Umso sicherer, je länger die äußere Welt Stand hält. Der
wahre Weltuntergang ist die Vernichtung des Geistes, der an-
dere hängt von dem gleichgiltigen Versuch ab, ob nach Ver-
nichtung des Geistes noch eine Welt bestehen kann.
Darum glaube ich einige Berechtigung zu dem Wahnwitz zu
haben, daß die Fortdauer der ,Fackel' ein Problem bedeute,
während die Fortdauer der Welt bloß ein Experiment sei.
Die tiefste Bescheidenheit, die vor der Welt zurücktritt, ist in
ihr als Größenwahn verrufen. Wer von sich selbst spricht, weil
kein anderer von ihm spricht, ist lästig. Wer niemand mit sei-