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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0146

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Graus, das Licht erlischt, alles verschwindet. Gleichzeitig sinkt
die Temperatur, um ihr Minimum, beinahe null Grad, in dem
Moment zu erreichen, da es schwarz wird, was sonderbar er-
scheinen mag. Warten, mehr oder weniger lang, Licht und
Wärme kommen wieder, Boden, Wand, Wölbung und Körper
werden zugleich weiß und warm, etwa 20 Sekunden, alle
Graus, erreichen ihre Stufe von vorher, von wo das Fallen be-
gonnen hatte. Mehr oder weniger lang, denn, wie die Erfah-
rung zeigt, können sich zwischen Ende des Fallens und Anfang
des Steigens sehr verschiedene Zeiträume einschieben, vom
Bruchteil einer Sekunde bis zu einer Dauer, die zu anderen
Zeiten und an anderen Orten wie eine Ewigkeit hätte erschei-
nen können. Dasselbe gilt für die andere Pause zwischen Ende
des Steigens und Anfang des Fallens. Die Beständigkeit der
Extreme ist, solange sie währen, vollkommen, was seitens der
Temperatur sonderbar erscheinen mag, in den ersten Zeiten. Es
kommt, wie die Erfahrung zeigt, auch vor, daß Fallen und
Steigen stocken, und zwar auf jedweder Stufe, und eine mehr
oder weniger lange Pause machen, bevor sie fortfahren oder
sich verwandeln, jenes in ein Steigen und dieses in ein Fallen,
wobei sie ihrerseits sei es anlangen oder vorher stocken kön-
nen, um anschließend fortzufahren oder von neuem umzukeh-
ren, am Ende einer mehr oder weniger langen Zeit, und so
weiter, bevor sie am einen oder anderen Extrem anlangen. Bei
solchen Höhen und Tiefen, Wiederaufstiegen und Rückfällen,
die in zahllosen Rhythmen aufeinander folgen, kommt es nicht
selten zum Übergang vom Weißen zum Schwarzen und von
der Wärme zur Kälte und umgekehrt. Nur die Extreme sind
beständig, was die Schwingungen, die sich während der Pausen
auf den Zwischenstufen ergeben, noch deutlicher machen, wel-
cher Dauer und Höhe sie auch sein mögen. Dann erschauern
Boden, Wand, Wölbung und Körper, grauweiß oder rußschwarz
oder zwischen den beiden je nachdem. Aber es kommt, wie die
Erfahrung zeigt, eigentlich selten zu solchem Übergang. Und
meist setzt sich, wenn das Licht schwächer zu werden und mit
ihm die Wärme abzunehmen beginnt, die Bewegung rei-
bungslos fort bis zum Tiefschwarz und zum Nullpunkt unge-
fähr, die gleichzeitig nach etwa 20 Sekunden erreicht werden.
Das gleiche gilt für die entgegengesetzte Bewegung der Wärme

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