Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Harth, Dietrich [Editor]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0147

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
und zum Weißen. Dann in der Reihenfolge der Häufigkeit das
Fallen oder das Steigen mit mehr oder weniger langen Stok-
kungen in den fiebernden Graus, ohne daß in irgendeinem
Moment die Bewegung umgekehrt wird. Nichtsdestoweniger
ist, wenn das Gleichgewicht, das von oben wie das von unten,
einmal gestört ist, der Übergang zum folgenden unendlich
wandelbar. Aber welche Zufälle sie auch immer bestimmen mö-
gen, die früher oder später erfolgende Rückkehr zur einstweili-
gen Ruhe scheint gewiß, momentan, im Schwarzen oder im ho-
hen Weiß, mit entsprechenden Temperaturen, in dieser Welt,
die noch gegen die endlosen Krämpfe gefeit ist. Durch ein
Wunder nach welcher Abwesenheit in vollkommenen Einöden
wiedergefunden, ist sie schon nicht mehr ganz dieselbe, in die-
ser Hinsicht, aber es gibt keine andere. Äußerlich bleibt alles
unverändert und das Sichten des kleinen Baus immer noch
gleich zufällig, da sein Weiß in dem es umgebenden aufgeht.
Aber hinein, und jetzt kürzere Ruhepausen und nie zweimal
der gleiche Aufruhr. Licht und Wärme bleiben verbunden, wie
von ein und derselben Quelle gespeist, von der immer noch
keinerlei Spur. Immer auf den Boden, zweifach gekrümmt, mit
dem Kopf an der Wand bei B, dem Hintern an der Wand bei
A, den Knien an der Wand zwischen B und C, den Füßen an
der Wand zwischen C und A, das heißt in dem Halbkreis
ACB, in dem weißen Boden aufgehend, wäre nicht das lange
Haar in zweifelhaftem Weiß, ein weißer Körper einer Frau, wie
sich endlich zeigt. Ähnlich in dem anderen Halbkreis, an der
Wand der Kopf bei A, der Hintern bei B, die Knie zwischen A
und D, die Füße zwischen D und B, auch so weiß wie der Bo-
den, der Partner. Auf der rechten Seite also beide und Kopf an
Steiß, Rücken an Rücken. Einen Spiegel an ihre Lippen halten,
er beschlägt. Mit der Linken hält sich jeder das linke Bein ein
wenig unterm Knie, mit der Rechten den linken Arm ein wenig
überm Ellbogen. In diesem aufgeregten Licht, wo die große,
weiße Ruhe so selten und kurz geworden, ist die Inspektion
schwierig. Trotz Schweiß und Spiegel würden sie leicht als
leblos gelten ohne die linken Augen, die in unberechenbaren
Abständen plötzlich aufgesperrt und weit über Menschenmög-
liches hinaus offengehalten werden. Ihr grelles Hellblau ist von
durchdringender Wirkung, in den ersten Zeiten. Nie beide
 
Annotationen