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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0209

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Zunächst wird nichts Alarmierendes geschehen: Über Tau-
sende von Jahrmillionen wird die Hintergrundstrahlung so
kühl sein, daß es sehr große Mühe machen wird, sie überhaupt
festzustellen. Wenn sich das Universum dagegen wieder auf ein
Hundertstel seiner gegenwärtigen Größe zusammengezogen
hat, wird.die Hintergrundstrahlung am Himmel zu dominieren
beginnen: Der nächtliche Himmel wird so warm sein (300 K)
wie unser gegenwärtiger Himmel bei Tage. 70 Millionen Jahre
später wird das Universum noch einmal um das Zehnfache
kontrahiert sein, und unsere Erben und Rechtsnachfolger (so-
fern es sie überhaupt gibt) werden den Himmel unerträglich
hell finden. Die Moleküle in der Atmosphäre der Planeten und
Sterne sowie im interstellaren Raum werden beginnen, sich in
ihre konstituierenden Atome aufzulösen, und die Atome wer-
den in freie Elektronen und Atomkerne zerfallen. Nach wei-
teren 700 000 Jahren wird die Temperatur des Kosmos bei
10 Milionen Grad liegen; dann werden sich auch die Sterne
und Planten in eine kosmische Suppe aus Strahlung, Elektro-
nen und Kernen auflösen. Innerhalb weiterer 22 Tage wird die
Temperatur auf zehntausend Millionen Grad ansteigen. Jetzt
werden die Atomkerne beginnen, sich in ihre Bestandteile, die
Protonen und Neutronen, aufzulösen, und damit das ganze
Werk der Kernsynthese innerhalb und außerhalb der Sterne
wieder zunichte machen. Kurz darauf werden aus Kollisionen
zwischen Photonen in großer Anzahl Elektronen und Positro-
nen entstehen, und der kosmische Hintergrund der Neutrinos
und Antineutrinos wird erneut in der thermischen Gemein-
schaft mit dem Rest des Universums aufgehen.

Können wir diese traurige Geschichte wirklich ganz bis zu
ihrem Ende fortsetzen, bis zu einem Zustand von unendlicher
Temperatur und Dichte? Hat die Zeit wirklich, ein Ende - etwa
drei Minuten, nachdem die Temperatur auf einige Milliarden
Grad gestiegen ist? Selbstverständlich können wir das nicht mit
Gewißheit sagen. All die Ungewißheiten, auf die wir (...) ge-
stoßen sind, als wir versuchten, die erste Hundertstelsekunde
zu ergründen, werden uns erneut zu schaffen machen, wenn
wir uns der letzten Hundertstelsekunde zuwenden. Vor allem
muß bei Temperaturen von über 100 Millionen Millionen Mil-
lionen Millionen Millionen Grad (1032 K) das gesamte Univer-
 
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