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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0210

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sum in quantenmechanischen Begriffen beschrieben werden,
und niemand kann sich vorstellen, was dabei geschieht. Dazu
kommt noch, daß unsere ganze Darstellung vielleicht längst
nicht mehr gültig ist, wenn wir auf die Probleme der Quanten-
kosmologie stoßen, falls nämlich das Universum nicht wirklich
isotrop und homogen ist.

Es gibt Kosmologen, die aus diesen Ungewißheiten eine
gewisse Hoffnung herleiten. Vielleicht wird das Universum so
etwas wie einen kosmischen „Stoß" bekommen und wieder zu
expandieren beginnen. In der 'Edda' heißt es, daß nach der
letzten Schlacht der Götter und Riesen bei Ragnorak die Erde
durch Feuer und Wasser zerstört wird, doch die Wasser wei-
chen zurück, Thors Söhne tauchen mit dem Hammer ihres
Vaters aus der Hölle auf, und die ganze Welt beginnt wieder
von vorn. Wenn es aber tatsächlich so sein sollte, daß das Uni-
versum erneut expandiert, dann wird auch diese Expansion
schließlich zum Stillstand kommen und von einer erneuten
Kontraktion abgelöst werden, die wiederum in einem kosmi-
schen Ragnorak endet, dem sich ein weiterer Stoß anschließen
wird, und so wird es in alle Ewigkeit weitergehen.

Sollte das unsere Zukunft sein, dann kann man annehmen,
daß es auch unsere Vergangenheit war. Die gegenwärtige Ex-
pansion des Universums wäre dann nur eine Phase, die sich an
die letzte Kontraktion und den letzten Stoß anschließt.
(Tatsächlich haben Dicke, Peebles, Roll und Wilkinson in ihrer
Arbeit von 1965 über die kosmische Mikrowellen-Hinter-
grundstrahlung angenommen, daß dem gegenwärtigen Zustand
eine vollständige Phase der kosmischen Expansion und Kon-
traktion voraufging, und wenn man ihnen folgt, muß das Uni-
versum sich so weit kontrahiert haben, daß die Temperatur auf
mindestens zehntausend Millionen Grad stieg, damit die in der
vorigen Phase gebildeten schweren Elemente zerfallen konn-
ten.) Wenn man noch weiter zurückblickt, kann man sich
vorstellen, daß sich ein endloser Kreislauf von Expansion
und Kontraktion bis in die unendliche Vergangenheit erstreckt,
ohne daß es je einen Anfang gegeben hätte.

Manche Kosmologen finden dieses Modell eines schwingen-
den Universums aus philosophischen Gründen anziehend, vor
allem wohl, weil es - wie das „steady State"-Modell - das Pro-
 
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