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Gedichte von Kaufmann und F, Brun» hj*

I ei»ige Ueherlegenheit in Frau Brun. Schwerlich hätte Hr. K+die
1 ohgenannten Titanen der Fr. Br, zu Stande gebracht; ihrn scheint
dazu die gehörige Kenntniss, die auch bei Fr Br4 mangelhaft
ist, zu fehlen* Eher wären ihm die Psyche-, Amor. und Pyoma-
lion-Gesänge der Fr. Br# (S. 18, 25, 78 u. s. w.) gelungen ; denn aus
mehreren Gesängen des Hrn. K, (S. 127, 108, 24 u. s. w.) ergieht
sich, dass er mit Amor, Psyche, Hygieia, den Horen, Grazien,
selbst mit der Anadyomene (S. 26) gut umzugehen weiss.

Romanzen haben beide gedichtet* Eine Prunkromanze hn-
den wir bei Fr, Br., Frau Ellen betiteit (S. 8). Ihr Jnhait ist
grässlich, die abscheuliche, die Gottheit höcht entw üidigende
Dichtung des ewigen Juden zu einer ewigen Christin veizerrt.
Fr. Eilen fleht, Gott. wolle ihre Lebensdauer fristen, so jange eine
von ihr gebaute Kirche bestehn werde; und, Gott erhört die
thörichte Bitte. Nun lebt sie Jahrhunderte, Jahrtausende, liegt
jammernd irn offnen Sarge, ohne sterben und »verniodern« za
körmen Und damit endet das Stück, ohne Beruhigung, ohneVer-
söhnung. Bleibe der grausigen Bebandlung das gebührende
Lobj wir w renden uns zu der recht lieblich ersonnenen Dich-
tung Kaufmanns, der umwandelnde Franziskaner ( S* 296 ). Ein
Mönch aus uralten Zeiten, als das Kloster noch nicht in ein
Schulgebäude verwandelt war, schreitet um die Mitiernacht-
stunde durch die Zellenreihen, und hörtKinder: Mutter! schreien,
dazu das Gewimmer eines Neugeborenen. Das Gefühl, »die
})Liebe habe den IV rihn vertrieben, und Familienglückseiig“
»keit sei ins Klost^r eingekehrt,« giebt ihm Ruh im Grabe.
Gewiss, Hr. R. hätte die arme Frau Ellen durch ein wchlthu-
endes Gewitter de^ versöhnten Herrn, oder durch Abtragung
der Kirche von ihren Leiden befreit. Lob verdient der Luzien-
hilgel von Fr.Brun (S 171), und von Hrn.Kaufmami die geist-
liche Spinnerin (S. 51), in der er die heilige Elisabeth zu verklä-
' ren sucht. Tn der Anmerkurig verspricht er, dieser Heiligen noch
einen »halben Sonntag zu widmen, mn ihre Leutseligkeit und
»Menschenliebe zu beschreiben.« Ob aber ein halber Sonntag
ausreichen wird für alle Tugenden der leutseligen Spinnerin?

Unter den Stiicken der lyrischen Gattung möcliten wir, urn
die geistige und religiöse Uebereinstimmung des Sangers und
der Sängerin zu veranschaulichen, gern einiges herausheben,
wenn uns der Raum nicht beschränkte. Drum nur Eine Stanze
aus Kaufmann« Traumbilde (S 59 ) :
j Die Rose scbwieg, und liess das Bäcblein schmacbten,

Ihr <war so wohl im jungsr 'äulichm Kranz;

Der Fliessende war wohl nicht zu verachten^

Er trug ihr Bild im dunkeln Herzen ganz♦

Er schied s0 uwgern\ sehnte sich und dachte
Nur ihrer Rcitze, ihrer Jugend Olunz*
 
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