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Grammatiken und Schulschriften.

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die Sätze zum Uebersetzen unter der Regel jedes Mal ange-
fügt stehen, wodurch dem Schüler die Uebung des Nachden-
kens, unter welche Regel der Fall gehöre, geraubt werde. Ref.
ist mit dieser Ansicht völlig einverstanden, und hat in seiner
eignen Schulerfahrung schon oft ein gewisses Mifsbehagen über
diese Art der Einrichtung empfunden, die selbst in der Etymo-
logie über die Verbalform und dergl. in zu beschränktem Kreise
die Beispiele eines Paragraphens hinstellt, wodurch dem Schüler
wenig Arbeit übrig bleibt. Uebrigens ist nicht zu übersehen,
dafs sowohl in dem vierten Cursus von Rost und Wüstemann,
als in dem zweiten Cursus von Vömel ebenfalls gröfsere Stücke
ohne unmittelbar Vorgesetzte Regeln sich finden. Wenn der Verf.
ferner bemerkt, dafs er nicht, im Wetteifer mit andern Büchern
der Art, in den Noten recht viel grammatische, synonymische
oder gar etymologische Bemerkungen eingestreut habe, weil man
nicht vergessen dürfe, dafs aufser dem Buche immer noch ein
Lehrer da ist, der, wenn er auch mit allen Belehrungen einver-
standen wäre, doch nicht Maschine seyn, sondern nur einen Stoff
bequem zugerichtet haben wolle, an den er seine Belehrungen
anknüpfen könne; so ist Ref. auch nicht gegen diese Ansicht
um so mehr, als er weifs, dafs das von der mündlichen Explica-
lion des Lehrers Ausgehende besser Wurzel faf'st, als das in den
todten Noten Befindliche. Wenn aber der Verf. hinzusetzt, dafs
dergleichen Noten meist in den Arbeiten jugendlicher Verfasser
sich fänden, weil diese in der Regel besser die wissenschaftliche
als die methodische Seite des Sprachunterrichts aufgefafst hätten,
so geben zwar zu dieser Ansicht die neulich von einem verdienten
badischen Schulmanne herausgegebenen Erinnerungen an Niemeyer
für jeden Unterricht im Allgemeinen einen sehr passenden Belag
(vergl. Föhlisch im Wertheimer Ilerbstprogramme 1834. S. 46 ff.);
doch wäre dieser polemische Ausfall wegen vorhandener, ver-
dienstvoller Arbeiten, die auch nicht von jugendlichen Verfassern
herrühren, wie z. B. die von Vömel ist, besser weggeblieben.—-
Der am Ende angefügte syntaktische Conspectus ist sehr praktisch
abgefafst, und enthält aufser Gewöhnlichem auch ganz feine Be-
merkungen, die sich der Verf., unabhängig von den gangbaren
Grammatiken, gebildet hat. Er ist aus dem allgemeinen Ver-
hältnis hervorgegangen, dafs jeder Lehrer neben jeder beliebigen
in dem Gebrauche stehenden Grammatik, sich seine eigne bildet
und bilden mufs, wenn er mit Eifer und Umsicht sich in seinem
Fache bewegt. Aber es führen viele Wege zum Ziel. Die Per-
sönlichkeit des Lehrers selbst bleibt in Vielem die Hauptsache.
 
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