Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Römische Literatur.

95

sattsam zeigen) und für den Komiker Terentius, bei welcher
Gelegenheit er auch die Vermuthung ausspricht, dafs das unter
Cicero’s poetischen Versuchen aufgeführte Gedicht Limon, eine
Sammlung, eine Blumenlese (— —) von einzelnen klei-
nern Gedichten, von Epigrammen auf einzelne, ausgezeichnete
Männer, wie etwa Terentius, gewesen. Dann fällt die von A.
Schott vergeschlagene Änderung, hier Libon statt Limon zu lesen,
von selbst weg. Vgl. pag. 5o. 5i. Das Gedicht Be Consulatu,
das Cicero zwei Jahre nach der Verwaltung des Consulats schrieb,
wird hier S. 55, und wir glauben mit Recht, sorgfältig unter-
schieden von dem andern Gedicht Be temporibus suis, das erst
nach der Rückkehr aus dem Exil geschrieben wurde; ein anderes
elegisches Gedicht, Tamelestis, woraus Servius Einiges anführt,
wird vom Verf. muthmafsungsweise in Tempestas (S. 58) verwan-
delt, was freilich immerhin etwas gewagt ist; das Buch, das die
Aufschrift führte: liber jacularis, wird als eine Sammlung von
Epigrammen betrachtet. Nachdem so der Vf. die verschiedenen
einzelnen Poesien, deren Kunde uns zugekommen, durchgangen,
schliefst er mit einer Zusammenstellung der Urtheile über Cice-
ro’s Poesie und über Cicero’s poetische Leistungen im Allgemei-
nen , wie sie bei spätem Schriftstellern Roms Vorkommen, wobei
er insbesondere der bekannten Stelle des Quintilian Inst. Or. XI, i.
§. 24. (in carminibus utinam pepercisset, quae non desierunt car-
pere maligni etc.) ihre richtige Deutung zu geben sucht, da sie
nicht sowohl eine tadelnde Äusserung über Cicero's Poesie im
Allgemeinen —»denn darüber dachte (Quintilian w7ohl anders —
als vielmehr den Wunsch ausspreche, Cicero hätte doch in sei-
nen, die Zeitereignisse berührenden Gedichten — De consulatu,
De temporibus suis — die von allzugrofser Selbstgefälligkeit und
Eigenlob zeugenden Stellen, die seinen Neidern und Gegnern nnr
neuen Stoff gaben , lieber unterdrücken und in dieser Beziehung
mehr Schonung beobachten sollen. An diese Urtheile alter Kri-
tiker und Dichter über Cicero’s poetische Leistungen reihen sich
einige Urtheile neuerer Kunstrichter. Wir wollen nur Voltaire’s
Urtheil hier anführen, dem auch unser Verf. vollkommen bei-
pflichtet, aus der Preface zu Rome sauvee: »Ciceron etait un
des premiers poetes [?] d'un siede oü la belle poesie commencait
ä naitre. 11 balancait la reputation de Lucrece [?]. I a-t-il rien
de plus beau que ces vers, qui nous sont restes de son poeme
sur Marius et qui font regretter la perte de cet ouvrage? etc.«
Ref., so günstig er auch über Cicero denkt , würde darum doch
nicht wagen, dieses Urtheil, obwohl eines berühmten französischen
Kunstrichters, der ja auch selbst ein Dichter war, unbedingt zu
unterschreiben, da er den Werth der poetischen Leistungen Cice-
ro’s, so weit nach dem, was wir noch davon besitzen, ein Schlufs
zu machen erlaubt ist, mehr in die Form , in die gefällige und
anziehende, Behandlung des Gegenstandes, als in den Inhalt sel-
ber setzen au müssen glaubt. —- Nun bespricht der Verf. die
in diese Zeit fällenden rhetorischen Studien Cicero’s, wovon seine
 
Annotationen