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Hartung: Religion der Römer.
dene waren; und über das Folgende (S. 227) hätte aus v. Sa-
vigny’s Abhandlung über die sacra privata der Römer viel Licht
gewonnen werden honnen.
Der siebente Abschnitt, betitelt: Geschichte der römi-
schen Religion und schon §. 1: Charakter der rom. Re-
lig. könnte einem Ref. reichen Stoff zu allgemeinen Betrachtun-
gen über den Geist der röm. Religion darbieten. Da ich mich
jedoch erst neulich im allgemeinen Theil der Symbolik und My-
thologie (S. 120 ff.) auch mit Berücksichtigung der Vorlesungen
über die Philosophie der Religionen von Hegel (II. S. i3c ff.)
darüber ausgesprochen habe , so unterdrücke ich dieses im Allge-
meinen , und bemerke nur nachträglich, dafs seitdem ein geist-
reicher und philologisch durchgebildeter Rechtsgelehrter diese
Punkte berührt hat (s. Ed. Platneri Quaestiones historicae de
criminum iure antiquo Romano Marburg. i836. pag. 21 sqq.), wo
auch ein Satz Hegels gehörig eingeschränkt wird. Sodann über
den angenommenen grofsen Wendepunkt in der römischen Sitten-
geschichte (S. 219) und der religiösen Denkart seit dem zweiten
punischen Kriege schliefse ich mich mehr der Meinung des Herrn
Klausen (de carm. fratrr. arvall. pag. VI sq. und p. 3i sqq.) an:
»Imo quamdiu exstitit quisquam , qui iure suo Romanum se dice-
ret, religionum, quas prisci instituerant Quirites, non omnino in-
terisse potest conscientia et intellectus.« Wie wenig der grie-
chische Mythus und Cultus in das römische Volk im Ganzen ein-
gedrungen war, zeigen die Fasti des Ovidius jedem Unbefange-
nen, ja wer sich in den Schriften des Augustinus, Lactantius,
Arnobius, Minutius Felix und anderer Kirchenschriftsteller Um-
sehen will, ja selbst noch in den Autoren des sechsten Jahrh.
nach Chr. Geb., wie z. B. im Jo. Laur. Lydus, wird auf allen
Blättern sehen können , wie fest der gemeine Mann in Rom und
in den latinischen Orten, an den religiösen Örtlichkeiten, an den
heimischen Gottheiten , Genien und Heroen und an den Gebräu-
chen hing, die ihm seit undenklichen Zeiten von den Altvordern
überliefert worden waren. Ist doch Manches der Art bis auf den
heutigen Tag in dem Sitze der katholischen Christenheit wie in
Roms Umgegend aus dem Leben und den Gewohnheiten des Volks
noch nicht ganz entschwunden, sondern behauptet, mit christ-
lichen Vorstellungen und Gebräuchen vermengt, noch immer eine
Art von Leben; worüber neuerlich der Engländer Blunt manche
interessante Thatsachen zusammengestellt hat.
Es wäre die Aufgabe einer eigenen Schrift, wollte man in
Hartung: Religion der Römer.
dene waren; und über das Folgende (S. 227) hätte aus v. Sa-
vigny’s Abhandlung über die sacra privata der Römer viel Licht
gewonnen werden honnen.
Der siebente Abschnitt, betitelt: Geschichte der römi-
schen Religion und schon §. 1: Charakter der rom. Re-
lig. könnte einem Ref. reichen Stoff zu allgemeinen Betrachtun-
gen über den Geist der röm. Religion darbieten. Da ich mich
jedoch erst neulich im allgemeinen Theil der Symbolik und My-
thologie (S. 120 ff.) auch mit Berücksichtigung der Vorlesungen
über die Philosophie der Religionen von Hegel (II. S. i3c ff.)
darüber ausgesprochen habe , so unterdrücke ich dieses im Allge-
meinen , und bemerke nur nachträglich, dafs seitdem ein geist-
reicher und philologisch durchgebildeter Rechtsgelehrter diese
Punkte berührt hat (s. Ed. Platneri Quaestiones historicae de
criminum iure antiquo Romano Marburg. i836. pag. 21 sqq.), wo
auch ein Satz Hegels gehörig eingeschränkt wird. Sodann über
den angenommenen grofsen Wendepunkt in der römischen Sitten-
geschichte (S. 219) und der religiösen Denkart seit dem zweiten
punischen Kriege schliefse ich mich mehr der Meinung des Herrn
Klausen (de carm. fratrr. arvall. pag. VI sq. und p. 3i sqq.) an:
»Imo quamdiu exstitit quisquam , qui iure suo Romanum se dice-
ret, religionum, quas prisci instituerant Quirites, non omnino in-
terisse potest conscientia et intellectus.« Wie wenig der grie-
chische Mythus und Cultus in das römische Volk im Ganzen ein-
gedrungen war, zeigen die Fasti des Ovidius jedem Unbefange-
nen, ja wer sich in den Schriften des Augustinus, Lactantius,
Arnobius, Minutius Felix und anderer Kirchenschriftsteller Um-
sehen will, ja selbst noch in den Autoren des sechsten Jahrh.
nach Chr. Geb., wie z. B. im Jo. Laur. Lydus, wird auf allen
Blättern sehen können , wie fest der gemeine Mann in Rom und
in den latinischen Orten, an den religiösen Örtlichkeiten, an den
heimischen Gottheiten , Genien und Heroen und an den Gebräu-
chen hing, die ihm seit undenklichen Zeiten von den Altvordern
überliefert worden waren. Ist doch Manches der Art bis auf den
heutigen Tag in dem Sitze der katholischen Christenheit wie in
Roms Umgegend aus dem Leben und den Gewohnheiten des Volks
noch nicht ganz entschwunden, sondern behauptet, mit christ-
lichen Vorstellungen und Gebräuchen vermengt, noch immer eine
Art von Leben; worüber neuerlich der Engländer Blunt manche
interessante Thatsachen zusammengestellt hat.
Es wäre die Aufgabe einer eigenen Schrift, wollte man in