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158 Kramer: Erkenntnis u. Heilung der Obrenkrankheiten.
lativen Annahmen zu vermeiden; die Diagnose der einzelnen
Krankheitsformen durch Aufstellung objectiver Kennzei-
chen von den immer zweifelhaften Aussagen der Kran-
ken unabhängig zu machen und auf diese sichere Basis eine
möglichst einfache und sichere Behandlung zu gründen.
Der Herr Vf. spricht von der grofsen Wichtigkeit des Ge-
hörorgans; übergeht dessen Anatomie, da sie durch die Arbeiten
eines Scarpa, Sömmerring u. A. als abgeschlossen angesehen wer-
den kann; zeigt, wie unsicher und unbestimmt unsere physiolo-
gischen Kenntnisse des Gehörorgans sind und wie wichtig die
Sorge um die Erhaltung der Gesundheit desselben ist. Hier warnt
der Herr Verf., zumal bei schon geschwächtem Gehöre, vor
Kälte und scharfem Schalle als vor zwei sehr wichtigen
Schädlichkeiten.
Nur ein einziges Symptom, eine entweder krankhaft ge-
steigerte oder in den verschiedensten Gradationen verminderte
Thätigkeit des Gehörnerven ist allen Ohrenkrankheiten ohne Aus-
nahme eigen. — Bei jeder Krankheit des Ohres mufs die Hör-
fähigkeit genau untersucht werden. Zur Ausmittelung der
Hörweite (Entfernung, in welcher ein bestimmter Schall noch
gehört wird) bedient sich der Herr Verf. einer Taschenuhr,
wie schon vor ihm Sünders. Nur bei einer genauen Messung
der Hörweite, welche stets unter gleichen Verhältnissen und Be-
dingungen angestellt werden mufs, kann eine Folgerung zu Gun-
sten einer oder der andern Behandlungsweise gezogen werden. —
Der Verlauf der Ohrenkrankheiten neigt vorzugsweise
zum langwierigen, fieberlosen; selbst der ursprünglich entzünd-
liche, fieberhafte Charakter mancher dieser Krankheiten ist nur
sehr selten wahrhaft acut. — Ohrenkrankbeiten sind ausser-
ordentlich häufig, viel häufiger, als man gemeiniglich glaubt.
Unbezweifelt sind viele Menschen erblich zu Ohrenkrankheiten
prädisponirt; auch gibt das höhere Alter eine bedeutende Prä-
disposition zur Schwerhörigkeit.— Unter den ursächlichen
M omenten, die aber bei vielen Kranken ungeachtet aller Nach-
forschungen in tiefes Dunkel gehüllt bleiben, steht Erkältung
oben an; daran reihen sich die acuten und die chronischen
Hautkrankheiten mit ihrer dyskrasischen Grundlage. —
Die Prognose ist im Allgemeinen bei Ohrenkrankheiten nicht
so schlecht, als man gewöhnlich annimrat. Organische Ohren-
krankheiten sind im Allgemeinen sicherer zu heilen und nach ge-
lungener Heilung vor Rückfällen zu hüten, als dynamische. Un-
 
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