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Kramer: Erkenntnifs u. Heilung der Ohrenkrankheiten. 159
ter 3oo Ohrenkranken (der Herr Vf. gibt S. 93 eine interessante
tabellarische Übersicht der Heilbarkeit und Frequenz der Ohren-
krankheiten) fanden sich 104 vollkommen Unheilbare, jeder Bes-
serung Unzugängliche, die gar nicht in Behandlung genommen
wurden, also etwa Einer auf Drei; 188 dagegen wurden ent-
weder ganz geheilt oder gebessert aus der Behandlung entlassen;
nur 8 waren einer Behandlung unterworfen, bei welcher trotz
aller Mühe und Sorgfalt keine Besserung erlangt werden konnte.
Im Allgemeinen ist die Behandlung der Ohrenkrankheiten
eben noch eine empirische, die sich aber nicht entschuldigen
läfst, weil bei einer sichern Diagnose eine rationelle Behandlung
uns zu Gebote steht. Hier unterwirft der Herr Verf. die gang-
barsten der bisher bei Gehörkrankheiten empfohlenen Mittel einer
scharfen Kritik. Er theilt sie ein in I. Örtlich und II. Allge-
mein wirkende Mittel. Zu den örtlich wirkenden Mitteln
zählt er 1 , 2 und 3, Electricität, Galvanismus und den
mineralischen Magnetismus, welche nach seinem Urtheile
bei den Krankheiten des Gehörorgans durchaus keine Hülfe brin-
gen , sondern den Gehörnerven sehr wesentlich gefährden. Rec.
hat bei nervöser Schwerhörigkeit die Electricität öfter, den Gal-
vanismus aber nur zweimal angewendet, aber nie irgend ein
günstiges Resultat erhalten, wefshalb er mit dem Herrn Verf.
hierin völlig übereinstimmt. An diese Mittel schliefsen sich an
4) die Moxa und das Glüheisen, welche Herr Kramer als zu
gewaltsame und vernichtende Mittel bei den Ohrenkrankheiten
verwirft. 5) Spanische Fliegen und Brechweinstein-
salbe, hinter den Ohren angebracht, sind nur in gewissen Fäl-
len angezeigt, in andern ohne allen Nutzen, bei nervöser Taub-
heit sogar positiv schädlich. 6 und 7) Fontanelle auf dem
Arme und Haarseil im Nacken haben Herrn Kramer niemals
einen wesentlich wohlthätigen Einflufs auf Gehörkrankheiten be-
obachten lassen. 8) Doucbebäder in und hinter die Oh-
ren sind gefährlich für das Gehörorgan. 9) Eintröpfelungen,
Einspritzungen, zumal spirituöser, scharfer, reizender Mittel
sind im Durchschnitte nachtheilig für das Gehör, und da die mei-
sten gegen Taubheit empfohlenen Geheimmittel in diese Klasse
gehören, so müssen sie als durchaus schädlich verworfen werden,
besonders das acustische, höchst theure Öl von Mene-Maurice. —
Cajeputöl, Kampher, Opium, Zwiebelsaft, Gewürznelkenöl, Ka-
storeumtinktur, Eau de Cologne und unzählige andere Mittel müs-
sen als schädlich betrachtet werden. Am nachtheiligsten wirken
 
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