Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
IGO Kramer: Erkenntnifs u. Heilung der Ohrcnkrankhetten.
die Mittel, wenn sie in Salbenform in den Gehörgang gebracht
werden. — Warme Bähungen, Einspritzungen von warmer
Milch, Flieder- und Chamillenthee, heifse Dämpfe und heifses
Brod u. s. w. können durch zu grofse Hitze schaden. 10) Blut-
egel nützen nur bei acuten Entzündungen des Gehörorgans,
schaden bei Obrentönen von Erethismus des geschwächten Ge-
hörnerven.
Die allgemeinwirkenden Mittel haben nur selten einen
wohlthätigen Einflufs auf das Gehörorgan, was sich aus dem ge-
ringen Säftezuflusse zu den Ohren und der unbedeutenden Ana-
stomose des Gehörnerven mit den übrigen Nerven erklären läfst.
Der Hr. Vf. zählt hieher: 1) die russischen Bäder; 2) die
Seebäder, Schwefel-, Stahl- und andere Bäder; 3 und 4)
Brech- und Abführmittel; 5) Aderlässe; 6) Hunger-
und Schmierkur; 7) Gebrauch der Arnica u. s. f. Diese Mit-
tel können sogar höchst nachtheilig wirken/
Nach dieser verwerfenden Kritik der allgemeinen gegen Oh-
renkrankheiten gerichteten Heilmethoden konnte es leicht das An-
sehen gewinnen, als wollte Herr Kramer die Gehörkrankheiten
durchaus als isolirt, ausser allem Zusammenhänge mit den Krank-
heiten des übrigen Organismus für sich bestehend betrachten;
allein er protestirt förmlich gegen eine solche Auslegung. Er ist
überzeugt, dafs bei jeder, namentlich langwierigen, Ohrenkrank-
heit das allgemeine Befinden des Patienten nach den Regeln der
allgemeinen und speziellen Therapie sorgfältigst geregelt werden
mufs, aber nur nicht in der Absicht oder mit der Hoffnung, auf
diesem Wege das Ohrenleiden zu bessern oder gar zu heilen.
Die bei weitem gröfste Mehrzahl der Ohrenübel ist einfacher
Natur und nicht von allgemeinen Krankheiten begleitet, welche
in irgend einer innern Verbindung mit denselben stehen. Diese
Mehrzahl kann nur von einer dem jedesmaligen Krankheitszustande
sorgfältigst angepafsten Behandlungsweise Heilung erwarten; diese
aber natürlich nur durch eine sehr sorgfältig angestellte
Untersuchung des Gehörganges festgestellt werden.

(Der Beschlufs folgt.)
 
Annotationen