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Historische Literatur.

Pfeilschifter durch seine Schlufsbemerhung und seine zwar sehr
scharfe, aber, wie uns scheint, keineswegs ungerechte Polemik
gegen Buchholz, Münch, Venturini sehr einleuchtend bewiesen
hat. Das folgende sechste Stück enthält die aus Don Juan von
Halen Memoires übersetzte Geschichte der Verschwörung
des Obersten Vidal in Valencia. Ob die Spanier, von de-
nen dort die Rede ist, wirklich glaubten, dafs ein/Menscb, wie
König Ferdinand, der doch gewifs zu den Leuten gehörte, die
weder etwas lernen noch verlernen, durch eine Reise nach Eng-
land besser werden könne, lassen wir dahingestellt seyn; Ver-
kehrteres konnte wenigstens nichts erdacht werden, als Carl IV.
aus Rom zurückzuholen! Die Geschichte dieser Verschwörung
ist wenigstens unterhaltend , wenn sie gleich nicht sehr belehrend
ist. Das siebente Stück enthält die Geschichte der nach
Amerika bestimmten Armee von z w e i u n d z wa n zi g t a u-
send Mann, oder der sogenannten Nationalarmee von San Fer-
nando, aus dem Spanischen des D. Evaristo San Miguel und D.
Fernando Miranda. Wer alle diese Geschichten aufmerksam ge-
lesen und das Betragen und die Charaktere derer, die eine Rolle
in Spanien gespielt haben, geprüft und erwogen, wer ferner die
Theilnehmer der polnischen Revolution aus den Schilderun-
gen ihrer eigenen Freunde kennen lernt, der mufs leider
zu der Überzeugung kommen, dafs es in unsern Tagen weniger
an den Verfassungen und Regierungen ; als an den Menschen
überhaupt liegt, dafs wir, wie es scheint, nächstens ganz in die
juristisch militärischen Zeiten des achtzehnten Jahrhunderts zu-
rückkommen werden. Wenn jeder nur an sich denkt, kann frei-
lich nur der Stock Ordnung halten. Übrigens gesteht Ref., dafs
er auch hier nicht ganz aufmerksam dem Einzelnen gefolgt ist,
weil er an der ganzen Sache zu w7enig Antheil nimmt. Dasselbe
gilt von dem achten Stück, von der aus dem Spanischen des
Obersten Santiago Rotalde übersetzten Geschichte des mifs-
glückten Aufstandes in Cadix. Wer Verschwörungen und
Empörungen der Truppen, zu leiten hätte, der könnte hier wahr-
scheinlich manche Belehrung schöpfen. Der folgende Aufsatz,
der neunte, Riego’s Kreuzzug, nach zwei spanischen Berich-
ten , welche hier beide mitgetheilt werden, hat wenigstens den
Vorzug, dafs der Hauptheld eine grofse Bedeutung in den all-
gemeinen spanischen Angelegenheiten gehabt hat. Die Kunst,
mit welcher diese Aufsätze dem letzten vorausgeschickt sind,
mufs man bewundern, denn wenn man das lange Register der
Verwirrungen , der Mordtbaten und des Verraths gelesen hat
und dann vernimmt, was deutsche Sophisten und Juristen und
Professoren zu Gunsten des spanischen Despotismus und Aber-
glaubens Vorbringen , oder wie sie uns alles Veraltete dringend
empfehlen, wird man eher geneigt seyn, mit Achselzucken ein-
zugestehen , dafs die Hoffnung, in Spanien oder unter Men-
schen, die den Spaniern gleichen, Tugend, legale Regierung,
Freiheit und wahre Religion eingeführt zu sehen, ein leerer phi«
 
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