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Schriften über die Wandmalerei der Alten

menle nicht übersehen, dafs sich bei manchen Statuen, z. B. bei
einem Apollo im Museo Capitolino und bei der Pallas von Por-
tici noch jetzt Spuren von Vergoldung in den Haaren zeigen,
und dafs sich bei vielen Köpfen, sowohl von Marmor als von Erz,
eingesetzte Augen finden *), ja bei der Betrachtung der Diana
aus Herculanum, an welcher das Haar, der Saum des Rockes
und andere Stücke der Kleidung bemalt sind **), verbunden mit
einer Stelle des Plato ***), kam er wirklich auf die Idee, diese
Bemalung für einen bei den Griechen üblichen Gebrauch anzu-
sehen ; allein die Meinung, diese Statue sey ein betruscisches
Werk, hielt ihn ab, dieser Idee weitere Folge zu geben f): und
sein Commentator H. Meyer verwarnte alles Ernstes, man solle
ja nicht glauben, dafs solche eingesetzte Augäpfel ursprünglich
an solchen Denkmahlen gewesen, im Gegentheil ergebe sich aus
dem Augenscheine, dafs es ein meistens in späterer Zeit hinzu-
gefügter Schmuck gewesen, von eben der Art, wie die vergol-
deten Haare und die Ohrgehänge. In gleichem Geiste äussert
sich auch Göthe , getreu den Lehren, die er ein halbes Jahrhun-
dert vorher im Kreis der Weimar'schen Kunstfreunde empfangen
und gegeben hatte, im 4ten Band seiner nachgelassenen Werke
p. 158: »Wir sind nun unterrichtet, dafs die Metopen der ern-
» stesten sicilischen Gebäude hie und da gefärbt waren, und dafs
»man selbst im griechischen Alterthume einer gewissen Wirk-
»lichkeitsforderung nachzugeben sich nicht enthalten kann. So
»viel aber möchten wir behaupten, dafs der köstliche Stoff des
»Pentelischen Marmors, sowie der ernste Ton eherner Statuen,
»einer höher und zarter gesinnten Menschheit den Anlafs gege-
»ben, die reine Form über Alles zu schätzen, und sie dadurch
»dem innern Sinne, abgesondert von allen empirischen Reizen,
»ausschliefslich anzueignen. So mag es sich denn auch mit der
»Architektur und dem, was sich sonst anschliefst, verhalten
»haben.«

’) Gesch. der Kunst B. VII. c. 2 § 12 sqq.
**) R. Rochette giebt Taf. VII. eine colorirte, nach dem Original ge-
fertigte Abbildung dieser Statue.
***) De rep. IV. p. 420. C. w&irep ouv äv st q/Jttüv dvlgiclvTce; ygdtyovrac, vgo;*
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f) Gesch. der Kunst B. VII. c. 4. §. 15.
 
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