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Die neue Medea.

Die neue Medea. FAn Roman von dem Verfasser des Scipio Cicala. ln
drei Händen. Stuttgart, Brodhag. 1836. 8. 1 r Bd. 304 S. 2ter Bd.
442 S. 3ter Bd. 484 S.
Den Grundgedanken dieses ausgezeichneten Romans spricht
sein Titel aus; er will die Raserei gerechter Eifersucht schildern.
Diodor von Sicilien erzählt (4, 3.): »Jason wohnte in Korinth
und lebte zehn Jahre mit Medea. Er zeugte mit ihr drei Sohne.
Während jener Zeit war Medea von ihrem Gatten geliebt, nicht
allein um ihrer ausgezeichneten Schönheit willen, sondern auch
wegen ihres edeln Sinnes und ihrer übrigen Vorzüge. Als aber
später die Zeit die Reize ihrer Gestalt allmäblig vertilgte, ver-
liebte sich Jason in Kreons Tochter Glauce, und warb um die
Jungfrau. Nachdem der Vater eingewilligt und den Tag zur
Hochzeit bestimmt hatte, suchte Jason zuerst die Medea zu be-
wegen, dafs sie freiwillig auf die Ehe verzichten sollte; er wolle
die neue Heirath nicht schliefsen, als wäre er der vorigen Ver-
bindung überdrüssig , sondern aus Fürsorge für seine Kinder suche
er eine Verwandtschaft mit dem königlichen Hause zu stiften.
Allein seine Gemahlin rief zürnend die Götter an als Zeugen sei-
ner Schwüre. Jason achtete das nicht und vermählte sich mit
der Königstochter. Medea wurde aus der Stadt verbannt, erhielt
aber von Kreon noch einen Tag Frist, um sich zur Abreise zu
rüsten. Da schlich sie sich bei Nacht in das Königshaus (sie
hatte sich durch ihre Salben unkenntlich gemacht) und legte
Feuer ein vermittelst einer kleinen von ihrer Schwester Circe ent-
deckten Wurzel, welche die Eigenschaft hatte, dafs, wenn man
sie anzündete, ein unauslöschlicher Brand entstand. Andere
Schriftsteller, sagt Diodor, erzählen so: Die Söhne der Medea
brachten der Braut ein vergiftetes Geschenk; sobald sie das Ge-
wand anzog, starb sie. Hierauf ging die Wuth und Grausamkeit
Medea’s, wozu die Eifersucht sie reizte, so weit, dafs sie ihrem
Gemahl durch die Ermordung seiner und ihrer Kinder den schreck-
lichsten Jammer bereitete. Einer der Söhne war entflohen, die
andern mordete sie und begrub ihre Leichen im Heiligthume der
Here. Dann entfloh sie nach Theben zu Herkules. Jason war
unvermögend, das schwere Leiden zu tragen, und machte seinem
Leben ein Ende.«

(Der Beschlufs folgt.)
 
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