zur Weltreligion.
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und Mosheim. Auch hier liegen durchgängig exegetisch- und
geschichtlich kritische Forschungen zum Grund, ohne dafs die
vielseitigsten dazu nöthig gewesenen Studien merklich werden.
Denn gegeben wird aus diesen die pragmatisch anwendbare Quint-
essenz mit einer Redekunst, welche ohne den jetzt gewöhnlichen
gedankenleeren Wörterprunk immer die schöne Form der Ein-
kleidung aus dem Sachinhalt sich zu bilden versteht, wie hierin
Lessing und Göthe Muster sind.
Auch der Theolog kann auf seine Materialien diese bsneidens-
werthe Kunst übertragen, wenn es ihm gelingt, Teller und
Spalding, d as ist, den durch alle Nebel des Aberglaubens auf
das Vollkommene durchbiickenden Scharfsinn mit dem mildstrah-
lenden und doch das Düsterste aufhellenden Licht der beiehren-
den Rednergabe, zu vereinigen.
Wie verschwindet dagegen, was gegenwärtig so oft als dia-
lektische Kunst angestaunt wird, während es, genau betrachtet,
allzu oft nur ein labyrinthisches Herumföhren rings um die Sache
ist und nicht'in sie hineinleitet, vielmehr durch die unabsehbare
Länge der sogenannten Entwicklung consequenter Folgerungen
täuscht, weil ihnen, indem säe mäandrisch dahinfliefsen, nichts so
sehr, als Reinheit der Quelle, das ist, Richtigkeit der er-
sten Prämisse fehlt. Ebensosehr verschwindet dagegen das
jetzt oft gepriesene Schöngeisterische, Sophistisch - rhetorische
der Darstellung, welches meist wohl aus Ignoranz oder Halb-
henntnifs, statt des Sacbinhalts herbeigeholte Floskeln als nichts
erklärendes Wortgeprä'ng, und statt der Beweise unerklärbare
Phraseologien zur Schau stellt.
Nichts aber ist doch wahrhaftig der Kirche, besonders der
protestantisch evangelischen unserer Zeit, nÖthiger, als dafs sie
sich überzeugungsvoll immer mehr bewufst werde, wie ihre nicht
blos äussere, sondern in den Gemüthern gegründete Stabilität auf
der Reinheit ihrer sittlichen Gottverehi ungslehren und auf der
Einfachheit ihrer Ideen von dem Gotteswürdigen und Vollkom-
menguten beruhe. Was irgend das Nachdenken der Verständige-
ren gegen sich hat, das kann nicht bestehen, wenn es auch noch
so sorglos oder gebieterisch für stabil erklärt wird. Es steht,
aber steht am Ende nur als öde und verlassene (Matth. s3, 38.)
Tempelruine, während die Geister vorwärts schreiten.
Zunächst die protestantische Christuslehre dagegen darf, wenn
sie nur ihr Entstehungsprincip nicht verlälst, gewifs seyn, dafs
sie auch die Geister dadurch sich gewinne und aneigne, dafs sie
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und Mosheim. Auch hier liegen durchgängig exegetisch- und
geschichtlich kritische Forschungen zum Grund, ohne dafs die
vielseitigsten dazu nöthig gewesenen Studien merklich werden.
Denn gegeben wird aus diesen die pragmatisch anwendbare Quint-
essenz mit einer Redekunst, welche ohne den jetzt gewöhnlichen
gedankenleeren Wörterprunk immer die schöne Form der Ein-
kleidung aus dem Sachinhalt sich zu bilden versteht, wie hierin
Lessing und Göthe Muster sind.
Auch der Theolog kann auf seine Materialien diese bsneidens-
werthe Kunst übertragen, wenn es ihm gelingt, Teller und
Spalding, d as ist, den durch alle Nebel des Aberglaubens auf
das Vollkommene durchbiickenden Scharfsinn mit dem mildstrah-
lenden und doch das Düsterste aufhellenden Licht der beiehren-
den Rednergabe, zu vereinigen.
Wie verschwindet dagegen, was gegenwärtig so oft als dia-
lektische Kunst angestaunt wird, während es, genau betrachtet,
allzu oft nur ein labyrinthisches Herumföhren rings um die Sache
ist und nicht'in sie hineinleitet, vielmehr durch die unabsehbare
Länge der sogenannten Entwicklung consequenter Folgerungen
täuscht, weil ihnen, indem säe mäandrisch dahinfliefsen, nichts so
sehr, als Reinheit der Quelle, das ist, Richtigkeit der er-
sten Prämisse fehlt. Ebensosehr verschwindet dagegen das
jetzt oft gepriesene Schöngeisterische, Sophistisch - rhetorische
der Darstellung, welches meist wohl aus Ignoranz oder Halb-
henntnifs, statt des Sacbinhalts herbeigeholte Floskeln als nichts
erklärendes Wortgeprä'ng, und statt der Beweise unerklärbare
Phraseologien zur Schau stellt.
Nichts aber ist doch wahrhaftig der Kirche, besonders der
protestantisch evangelischen unserer Zeit, nÖthiger, als dafs sie
sich überzeugungsvoll immer mehr bewufst werde, wie ihre nicht
blos äussere, sondern in den Gemüthern gegründete Stabilität auf
der Reinheit ihrer sittlichen Gottverehi ungslehren und auf der
Einfachheit ihrer Ideen von dem Gotteswürdigen und Vollkom-
menguten beruhe. Was irgend das Nachdenken der Verständige-
ren gegen sich hat, das kann nicht bestehen, wenn es auch noch
so sorglos oder gebieterisch für stabil erklärt wird. Es steht,
aber steht am Ende nur als öde und verlassene (Matth. s3, 38.)
Tempelruine, während die Geister vorwärts schreiten.
Zunächst die protestantische Christuslehre dagegen darf, wenn
sie nur ihr Entstehungsprincip nicht verlälst, gewifs seyn, dafs
sie auch die Geister dadurch sich gewinne und aneigne, dafs sie