Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schwarz: Kritik der Hamillon’schen Methode.

83

der altklassischen Grundbildung, im Gegensätze der formellen
Richtung. Er verkennt die nachtheiligen Folgen einer unverhält-
nifsmäfsig überwiegenden formellen Bildung , jene Einseitigkeit
der geistigen Interessen, jene Magerkeit, Steilheit und Schroff-
heit ebenso wenig, als die noch nachtheiligeren des Gegentheils,
jene Übersättigung, jenen chaotischen Ballast, jene truthahnähn-
liche Autblähuug und naseweise Überklugheit und Verkehrtheit
im Zwecke der Erlernung und prüft das Princip. » Der Haupt-
zweck des philologischen Unterrichts ist am Ende das Verstehen
der alten Schriftsteller und die Fertigkeit im Lesen derselben;
darum werde der Exposition so wenig Zeit als möglich durch
grammatische und Compositionsiibungen entzogen. «
Er greift in dieser Forderung besonders die Folgerung an,
yertheidigt gegen Klumpp und diese Vernachlässigung der Com-
positionsiibungen diese als eine praktische Philosophie des Den-
kens ; erörtert die bildende Kraft des Lateinschreibens; führt
Gründe für das verderbliche, cursorische, Flüchtigkeit und Ober-
flächlichkeit erzeugende Behandeln der alten Klassiker an, und
verlangt doch, dafs die Gedäcbtnifsübungen desto strenger und
regelmäfsiger betrieben , namentlich dafs die grammatischen Re-
geln mit diplomatischer Genauigkeit dem Gedächtnisse eingeprägt
und die exponirten Abschnitte, sowie in der Cornposition die
Musterübersetzungen nach gründlicher Erklärung wenigstens bis
zum i5. oder löten Jahre auswendig gelernt und angehört wer-
den, — das Einzige, was er von einer Hamilton’schen und Jaco-
tot’schen Methode adoptirt wissen will. Bis zu einer gewissen
Grenze getrieben mag diese Ansicht viel Gutes, durch Überschrei-
ten derselben aber noch mehr Nachtheiliges für die Entwicklung
des Verstandes haben , welcher weder gedrungene und concen-
trirte, noch gediegene und wirksame Kraft erhält durch ein oft
gedankenloses Memoricen. Hierin kann Ref. dem Verf. nicht un-
bedingt beistimmen, so gediegen er dessen Darstellungen findet
und so sehr er sie dem Nachlesen empfiehlt. Das Äussere der
Schrift ist sehr elegant.

Reuter.
 
Annotationen