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GRIECHISCHE und RÖMISCHE LITERATUR.
Platons Apologie des Sokrates, übersetzt und erläutert für gebildete
Leser von Friedr. Aug. Nüfslin, grofsh. bad. Geh. Hofrathe, a.
Director und Professor des Lyceums zu Mannheim. Mannheim, Verlag
von Tobias Löffler. 1838. X und 115 S. in gr. 8.
Wir haben bereits früher in diesen Blättern (Jahrgg. i834«
S. 1146 ff. und insbesondere i835. S. ii23) einiger Schriften des
Herrn Vfs, gedacht, die in ähnlicher Weise wie die vorliegende
von dem gleichen Bestreben Zeugnifs geben , das Alterthum der
Gegenwart zu befreunden , insbesondere aber seine hohe geistige
Würde und sittliche Kraft auch einem gröfseren Kreise gebildeter
Leser darzustellen , die noch nicht im Strudel materieller Inter-
essen untergegangen oder im Taumel sinnlicher Genüsse erschlafft
sind, dadurch aber edlere und höhere Richtungen des Lebens zu
fördern und zu erhräftigen. In einer Zeit, wo freche Unwissen-
heit und eine flache, blos den gemeinsten Interessen des Tags
huldigende Afterbildung ihre zerstörende Richtung auch auf die
Studien des classischen Alterthums ausdehnen und unserer Jugend
diese ewigen Quellen ächter und wahrer Geistesbildung entfrem-
den , w’o nicht gar entreifsen möchte, wird ein solches Bestreben
eines um höhere und edlere Bildung unserer Jugend hochverdien-
ten Mannes nur mit dem innigsten Danh anerkannt werden können.
Eine nicht allzu ausführliche, aber desto zvveckmäfsigere Ein-
leitung geht der Übersetzung voraus; sie hebt für diejenigen,
welche der Vf. zunächst bei Abfassung seiner Schrift vor Augen
hatte, die wichtigsten, zum Verständnifs der Apologie nothwen-
digen Punkte in bündiger Klarheit hervor, und kann auch dem
gelehrten Forscher bald zeigen , wie der Yerf. den Gegenstand
wohl durchdacht und in der richtigen Auffassung und Darstellung
desselben durch die mancherlei Hypothesen , welche in der neue-
ren Zeit auch über diese Schrift des Plato verbreitet worden
sind, keineswegs irre gemacht werden konnte; wie er vielmehr
besonders die hohe sittliche Würde eines Sokrates, und sein Ver-
hältnifs zur Gegenwart wie zu jeder Zeit, so treffend und schön
hervorgehoben hat. Auf diese Einleitung folgt die Übersetzung
der Apologie , in ähnlicher Weise gehalten und in gleichem Geiste
geschrieben wie die des Kriton , von der wir zuletzt in diesen
Blättern am o. a. O. berichtet haben ; sie zeigt eine ebenso rich-
tige Auffassung des Grundtextes, so wie das Bestreben, Ton und
Farbe der meisterhaften Rede, die wir nimmermehr für ein blo-
ses Übungsstück, in Rhetorschulen einer späteren Zeit gefertigt,
ansehen > können , auch in der deutschen Übertragung möglichst
getreu^und ohne Yerstofs gegen die Gesetze und gegen den Geist
unserer Sprache erkennen zu lassen; wodurch sie allerdings
geeignet ist, auch in einem gröfseren Kreise eines gebildeten Pu-
blikums den wohlverdienten Eingang zu finden. Auf die Über-
setzung folgen Anmerkungen, wie sie zum besseren und voll-
 
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