JV°. 38. HEIDELBERGER 1839.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
lügen: Zeitschrift für hist. Theologie. /
( B e s c hluf s.)
Diese sind im ersten Heft No. III und IV. und im zwei-
ten Heft No. IV. Die beiden ersten: Ueber den Aufent-
halt einer Waldenser-GemeindeinBurg, und über
den Alexander Mythen verglichen mit den soge-
nannten evangelischen Mythen, ein Beitrag zur
Kritik über die Schrift von Straufs das Leben
Jesu von D. S. R. Geier füllen S. 92—118 und S. 119—158
des ersten Hefts. Die zuverläfsigen Mittheilungen
über Johann Heinrich Schönherrs Leben und Theo-
sophie, so wie über die durch die letztem veran-
lafsten sectirerischen Umtriebe zu Königsberg
in Preufsen nehmen den gröfsten Theil des zweiten Hefts
ein, nämlich S. 105—233. Der erste der von Ref. genannten
Aufsätze ist für ihn um so anziehender gewesen, als er das
dicke Buch von Diterici, betitelt die Waldenser und
ihre Verhältnisse zu dem preufsisch-brandenbur-
gischen Staate £1831. 414 S.) nicht gelesen hatte. Man
findet hier nicht blos Beiträge zur Geschichte der unglück-
lichen in ihren einsamen Thälern grausam verfolgten pie-
montesischen Waldenser, sondern auch zur Geschichte der
jetzt oft so gerühmten patriarchischen Zeiten der militärisch-
väterlichen Regierung deutscher Beamten und Fürsten. Der
grofse Kurfürst giebt hier seinen bedrückten Glaubensgenossen
eine Freistätte, und sucht ihnen auf alle mögliche Weise zu
helfen. Nichts desto weniger lassen seine Räthe der armen
Bürgerschaft von Stendal, der die Colonie auf den Hals ge-
schickt wird, zu ihrem Schaden empfinden, dafs Horaz viel zu
wenig sagt, wenn er behauptet, die Unterthanen müfsten blos
die Sünden der Regenten entgelten, sondern dafs es oft
sogar heifst: Quod sapiunt reges, plectuntur Achivi. Ueb-
rigens mufs Ref. bemerken, dafs die Grausamkeiten des Her-
zogs Carl Emanuel von Savoyen und Piemont sogar des
Oliver Cromwell fühllose Seele rührten. Das merkwürdige
Schreiben, welches er darüber am 25. Mai 1655 erliefs, findet
XXXII. Jahrg. 5. Heft. 28
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
lügen: Zeitschrift für hist. Theologie. /
( B e s c hluf s.)
Diese sind im ersten Heft No. III und IV. und im zwei-
ten Heft No. IV. Die beiden ersten: Ueber den Aufent-
halt einer Waldenser-GemeindeinBurg, und über
den Alexander Mythen verglichen mit den soge-
nannten evangelischen Mythen, ein Beitrag zur
Kritik über die Schrift von Straufs das Leben
Jesu von D. S. R. Geier füllen S. 92—118 und S. 119—158
des ersten Hefts. Die zuverläfsigen Mittheilungen
über Johann Heinrich Schönherrs Leben und Theo-
sophie, so wie über die durch die letztem veran-
lafsten sectirerischen Umtriebe zu Königsberg
in Preufsen nehmen den gröfsten Theil des zweiten Hefts
ein, nämlich S. 105—233. Der erste der von Ref. genannten
Aufsätze ist für ihn um so anziehender gewesen, als er das
dicke Buch von Diterici, betitelt die Waldenser und
ihre Verhältnisse zu dem preufsisch-brandenbur-
gischen Staate £1831. 414 S.) nicht gelesen hatte. Man
findet hier nicht blos Beiträge zur Geschichte der unglück-
lichen in ihren einsamen Thälern grausam verfolgten pie-
montesischen Waldenser, sondern auch zur Geschichte der
jetzt oft so gerühmten patriarchischen Zeiten der militärisch-
väterlichen Regierung deutscher Beamten und Fürsten. Der
grofse Kurfürst giebt hier seinen bedrückten Glaubensgenossen
eine Freistätte, und sucht ihnen auf alle mögliche Weise zu
helfen. Nichts desto weniger lassen seine Räthe der armen
Bürgerschaft von Stendal, der die Colonie auf den Hals ge-
schickt wird, zu ihrem Schaden empfinden, dafs Horaz viel zu
wenig sagt, wenn er behauptet, die Unterthanen müfsten blos
die Sünden der Regenten entgelten, sondern dafs es oft
sogar heifst: Quod sapiunt reges, plectuntur Achivi. Ueb-
rigens mufs Ref. bemerken, dafs die Grausamkeiten des Her-
zogs Carl Emanuel von Savoyen und Piemont sogar des
Oliver Cromwell fühllose Seele rührten. Das merkwürdige
Schreiben, welches er darüber am 25. Mai 1655 erliefs, findet
XXXII. Jahrg. 5. Heft. 28