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498

Hoffmann: Grundriss der Logik.

Anstatt die wichtige Lehre von den Fehlschlüssen, den absicht-
lichen sowohl, als unabsichtlichen in einem besondern Abschnitte
zu behandeln, hat der Herr Verf. Andeutungen derselben blos in
negativen Regeln der allgemeinen Schlusslehre, S. 60 und 61, ge-
geben , jedoch nicht einmal den Fehlschluss im Allgemeinen, ge-
schweige denn die verschiedenen Arten der Fehlschlüsse irgendwie
auch nur berührt.
Das Enthymem, welches er erst unter einer besondern
Ueberschrift: „D e r S y 11 o g i s m u s d u r ch V e r m i n d e r u ng der
Prämissen“ darstellt, gehört §. 144 (S. 89) in den Anfang der
Darstellung der Lehre von den unmittelbaren Schlüssen. Denn der
unmittelbare Schluss ist ein Schluss, welchem eine der Ver-
mittlungen oder Prämissen fehlt, während der mittelbare alle
Vermittlungen oder Prämissen hat. Die ausgelassene Prämisse
wird in Gedanken zurückbehalten. Dieses Zurückbehalten macht
eben das Wesen des Enthymems aus. Dasselbe ist also ein
unmittelbarer Schluss, und sein Unterschied vom vollständigen Syllo-
gismus liegt nicht in der Materie, sondern nur in der Form. Jedes
Enthymem wird durch Aussprechen der in Gedanken zuriickbehal-
tenen Prämisse vollständiger oder mittelbarer Schluss und dieser
durch Hinweglassen eines der beiden Prämissen Enthymem. Dieses
gehört also nothwendig unter die Kategorie der unmittelbaren Schlüsse.
§. 145, S. 89 unterscheidet der Herr Verf. „bei der Zusam-
mensetzung der Syllogismen“ solche, welche
1) „aus der Verbindung mehrerer Urtheile von gleicher Form,
wie im Epicherema und Sorites“,
2) solche, welche „aus der Verbindung verschiedener Urtheils-
formen, wie im Dilemma“ entstehen.
Die Beschaffenheit der zusammengesetzten Schlüsse bietet uns
einen weit einfachem und natürlicheren Theilungsgrund, als den
von dem Herrn Verf. gegebenen. Ein Schluss besteht entweder
aus mehreren, nach den Kategorien verschiedenartigen Elementen
oder aus verschiedenen Schlüssen.
Im ersten Falle ist er ein vermischter (eonclusio mixta), im
zweiten Falle ein zusammengesetzter (eonclusio composita). Der
vermischte Schluss hat ein hypothetisches und disjunctives Element
zugleich. Dieses zeigt sich im Dilemma, Trilemma, Tetra-
lemma, Polylemma. Diese Schlüsse gehören also eigentlich nicht
unter die zusammengesetzten Schlüsse, wie der Herr Verfasser
will, sondern unter die vermischten Schlüsse. Es ist sonnenklar,
dass dieselben keine zusammengesetzten im eigentlichen Sinne ge-
nannt werden können, weil jeder dieser Schlüsse immer nur ein
Schluss ist, und nicht aus mehreren Schlüssen besteht.
Der zusammengesetzte Schluss besteht aus einer Totalität meh-
rerer Schlüsse. Die Zusammensetzung geht entweder aus lauter
vollständigen oder aus abgekürzten Syllogismen hervor. Sind die
Elemente der Zusammensetzung sämmtlich vollständige Schlüsse, so
 
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