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Nr. 43. HEIDELBERGER 1855.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Geschichte der deutschen Freiheitskriege in den Jahren 1813 und 1814.
Von Heinrich B eitzk e, Major a. D. Zweiter Band VIII.
742. 8. Berlin bei Duncker und Humblot 1855.
Das fünfte Buch, mit welchem dieser zweite Band seine aus-
führliche, bisweilen breite und weitschweifige Darstellung beginnt,
geht vom Wiederbeginn der Feindseligkeiten bis zur Leipziger
Schlacht. Nach einer kurzen Uebersicbt des Bevorstehenden schil-
dert die erste Abtheilung die Einzelkämpfe des böhmischen, schle-
sischen und Nordheeres, wobei zweckmässig eine gedrungene Cha-
rakteristik der jeweiligen Generale und Truppen dem Gemälde der
Märsche, Gefechte und Schlachten vorangeht, den Leser orientirt
und zum ursächlichen Begreifen der kommenden Ereignisse gleich-
sam vorbereitet. Die so vielfach und oft besprochenen Kämpfe bei
Dresden, Culm, an der Katzbach, bei Gross-Beeren und Dennewitz
bilden natürlich den Mittelpunkt und Schlüssel der einschlägigen
Kriegsbegebenheiten. Die zweite Abtheilung, ausgehend „von dem
Bestreben der Verbündeten, sich in den schlesischen Ebenen zu
vereinigen“, schildert die darauf bezüglichen Bewegungen und Ge-
fechte, wobei besonders der Elbübergang und die Schlacht bei War-
tenburg , hervorgehoben, auch in einem eigenen Abschnitt die
Märsche und Kriegsthaten der sogenannten „Parteigänger“ kurz er-
örtert werden. Das sechste Buch behandelt ausführlich die Ent-
scheidung bei Leipzig und was ihr bis zum Ende des Feldzugs
1813 unmittelbar folgt. Der patriotisch elegische Rückblick auf die
ältere und neuere Passionsgeschichte Deutschlands, namentlich in
Folge fehlender Staatseinheit, enthält zwar manches Richtige
und Wahre, ist aber unnöthig und an dem unrechten Platz. Hat
man doch trotz der Zerrissenheit und bürgerfeindlichen (rheinbünd-
lerischen) Stellung mit Beihülfe tüchtiger Bundesgenossen den mäch-
tigen Fremden hinausgejagt, 1848 aber ungeachtet der Frankfurter
Reichs- und Kaisereinheit nicht einmal die Dänen bezwungen!
Alles hängt aber mehr oder weniger vom Kopf und Kragen ab,
nicht vom Formalismus.
In Betreff des Stoffes hat der Verf., wie schon früher (Nr. 2
und 3 dies. Jahrg.) bemerkt wurde, mit Sorgfalt und Einsicht die ent-
scheidenden Sachen herauszuheben und darzustellen gewusst, dagegen
häufig unzeitige und unreife Urtheile über Verhältnisse und Per-
sonen eingeflochten, wie sie nicht dem strengen Historiker geziemen.
Gegen die 0 es ter reich er und den Oberfeldherrn Schwarzen-
berg z. B., „welcher nicht einmal Anspruch auf den Rang eines
mittelmässigen Feldherrn hatte“, (S. 742) wird schwerlich die un-
LXYIII. Jahrg. 8. Heft. 43
 
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