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Nr.5O. HEIDELBERGER 1855.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Ludwig: Geologische Specialkarle des Grossherzogth. Hessen.
Schluss.

Die beiden geschäftsführenden Mitglieder sind Obersteuerrath Ewald und
Major Becker, welche sich mit rühmlichem Eifer und bewährter Sach-
kenntniss der Leitung des Ganzen annahmen. Wir hoffen auf ein ferneres
Gedeihen der Unternehmung und theilen die Ueberzeugung, welche die bei-
den genannten verdienstvollen Männer in der Einleitung zu vorliegender Schrift
aussprechen: dass der Verein, wenn ihm auch der Charakter einer Staats-
anstalt fehlt, wenigstens den gleichen Zweck mit qualitativ gleichen, quan-
titativ freilich sehr ungleichen Mitteln zu erreichen bestrebt ist. Gelingt es
ihm, ein nützliches Werk zu schaffen, so darf er sich wohl sagen, dass solches
mit dem Minimum des Kostenaufwandes erreicht worden ist, und ohne Zweifel
wird nicht verkannt werden, dass so gewiss die gewährten und fernerhin zu
hoffenden Unterstützungen die Bedingungen für die gemeinnützliche Wirksam-
keit des Vereines sind, so auch eben so sicher niemals selbst mit Hülfe dieser
Unterstützungen das Gleiche zu erzielen gewesen wäre, wenn nicht die aus-
führenden Geologen aus wissenschaftlichem Interesse die Sache des Vereins mit
aufopfernder Thätigkeit unterstützt hätten.
Der Name des Bearbeiters ist der geologischen Welt wohl bekannt. Der
grösste Theil der von ihm geschilderten Section Friedberg umfasst die sogen.
Wetterau. — Unter den neptunischen Gestirnen erscheinen als älteste verschie-
dene Glieder der Grauwacke-Formation: Spiriferen-Sandstein, Orthoceras-Schie-
fer und Stringocephalen-Kalkstein; sie sind hauptsächlich auf den Westrand der
Section beschränkt. Das Steinkohlen-Gebirge, welches gleichfalls wenig ent-
wickelt ist, wird durch Conglomerate, Sandsteine und Schiefertbone vertreten,
das Roth-Liegende durch Sandsteine und Schieferthone, die man früher zur
Trias-Gruppe rechnete. Die Hauptrolle in unserem zu betrachtenden Gebiete
spielen Tertiär-Gebilde; sie gehören der miocenen Epoche an. Von bedeuten-
der Verbreitung im südlichen Theile der Section ist der Cyrenen-Mergel, ein
bläulicher oder gelblicher Letten, dem hin und wieder Braunkohlen-Lager un-
tergeordnet sind. Ihre geringe Mächtigkeit, ihr beträchtlicher Eisenkies-Gehalt
lohnen die Gewinnung nicht. An verschiedenen Stellen der südlichen Wetterau
erscheinen Sandstein-Gebilde, durch ihre Lagerung und Petrefacten als Ceri-
thiensand und Sandstein charakterisirt. Auf sie folgt Cerithien- und alsdann
der Litorinellenkalk, letzterer von beträchtlicherer Verbreitung als der erstere.
Den Litorinellenkalk bedecken thonige und sandige Quarzsandsteine und Con-
glomerate, welche Kohlenflötze und Kieselholz mit Blätter-Abdrücken um-
schliessen; dies sind die sogenannten Blättersandsteine. — Die Wetterauer Braun-
kohlen, die ein mächtiges Lager von Bauernheim bis Berstadt bilden, hält
Ludwig für eine jüngere Süsswasserbildung, als die Litorinellenkohle. Sie be-
XLVIII. Jahrg. 10. Heft. 50
 
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