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Nr. 42. HEIDELBERGER 1855.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Thierry: Erzählungen aus den nierovingischen Zeiten.
(Schluss.)

Sie kommt dann wieder in der Politik Ludwig’s XI. zur Er-
scheinung, dieses Königs des dritten Standes, der den Geist der
französischen Revolution im voraus begriffen zu haben scheint. (!)
— Beinahe hätten sie sich unter Ludwig XIV. (etwa in der Pfalz
und den Niederlanden?) verwirklicht; die Revolution endlich nahm
sie mit unwiderstehlicher Gewalt auf, erreichte das Ziel (das linke
Rheinufer?) und ging unglücklicherweise darüber hinaus (bis nach
Westphalen und weiter?). — S. S. 100 der Uebersetzung, S. 157
I., ch. 4 der Urschrift.
Nun thut ihr frommen, fleissigen, frei- und vaterlandssinnigen
Elberfelder das Gleiche! Erhebt euch, wenn auch nur in Gedan-
ken (?), und beweiset dem Herrn Thierry, dass die „natürlichen“
Gränzen des teutonischen Geschlechts in der Ardennen- und Voge-
senlinie einst nicht nur doctrinär-idealistisch, sondern auch thatsäch-
lich-real lagen und vorhanden waren! —

Geschichte des Protestantismus in Frankreich bis zum Tode Karls IX.
Von Dr. Wilh. Gottl. Sold an. Erster Band. XL 635 S.
Zweiter Band. VIJ. 603 S. gr. 8. Leipzig, bei Brockhaus. 1855.
Wohl ist die französische Abzweigung des weit verbreite-
ten und gegliederten Reformationsprocesses ein würdiger
Gegenstand des historischen Forschers und Darstellers; denn er fin-
det hier reichlicher als anderswo fein gesponnene Ränke und ge-
waltthätige Lösungen der geschürzten Knoten, Beispiele reiner Ue-
berzeugungstreue und Tugend, wie heuchlerischen Scheins und wil-
der Parteileidenschaft, durchgebildete Verflechtung der kirchlich-re-
ligiösen Lehr- und Glaubenssätze in die Selbst- und Herrschsucht
des Staats und der Factionen, wechsel- und schauderhafte Scenen
des Bürger- und Religionskriegs, mit einem Wort, alle Merkmale
eines grossartigen, bisweilen auch kleinfügigen Dramas, welches mei-
stens dem Trauerspiel angehört. Es ist gut, dass man hieher in
neuester Zeit Auge und Schritt richtet; denn neben der populär be-
kannten, breit getretenen und doch vielfach räthselhaften Revolu-
tion des achtzehnten Jahrhunderts bietet die Reformation des
sechszehnten eine nicht minder fruchtbare als praktisch-nützliche Seite
der Betrachtung dar; es ist überdiess ein Stück, dessen Acte so
XLVIII. Jahrg. 9, Heft. 42
 
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