Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 55. HEIDELBERGER 1855
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Bergmann: Kaiser Carl’s VI. Rath u. Hof-Antiquarius Heräus.
(Schluss.)
Der jüngere Osiander zu Tübingen schreibt ihm: „Ex loculo, ex oculo et
ex poculo sc. cognoscitur homo.“ Frau Brenner: „En heusche mont is altyt
goet, doch must voor die reisen mont“ und „A Scaglione a Scaglione si scale
la scala.“
Das S. 28—35 folgende Fragment des in französischer Sprache abgefassten
Tagebuchs der Reise von Hamburg über Dänemark bis Maquerö in Schweden
enthält manche interessante kurze Schilderungen des damaligen Mauthwesens, der
Verkehrsmittel, Beschreibungen von Schlössern, wie Friedrichsburg, von Festun-
gen wie Ifroneborg, des Lebens am Hofe zu Copenhagen u. s. f.
S. 35—77 folgen 22 an Heräus gerichtete Briefe in numismatischen und
andern Angelegenheiten. Wir heben hier nur die von Tentzel (I) und Schle-
gel (IX) hervor, von dem Schafhauser Arzte v. Meyenburg und Iselin von Ba-
sel, letztere für unsere Gegend vorzüglich bemerkenswerth durch ein Ver-
zeicbniss der damals (1713) zu Basel befindlichen Münzen und
Anticaglien. Ebenso interessant sind die von Chr. Grundmann über Novitä-
ten aus der Gelehrtenwelt, namentlich über Besetzung von Lehrstellen an der
Universität Leipzig, von Jodocus de Vos, welcher nach Vermejens Car-
tons auf Befehl Carl’s VI. verfertigte, die von Heräus mit Inschriften versehen
wurden. Auch zeitgeschichtliche Notizen sind einigen zu entnehmen, z. B. von
einem Aufstande in Hamburg, welchem zufolge Bürgermeister Sylm und Raths-
mann Broks auf kaiserliches Andringen mit einer Deputation sich nach Wien
begeben mussten, „ umb publice zu detestiren, was wieder aller rechtschaffener
Einwohner willen von der Canaille übles verübt worden“ (Brief von Kurzrock
Nr. XX). Ueber Heräus als Dichter urtheilt (Brief XVII) J. Jak. Hartmann in
Nürnberg, als Mitglied des Blumenordens unter dem Namen Durando bekannt.
Alle diese Briefe sind von dem Verfasser mit sachlichen und biographischen
Notizen versehen und dadurch erst recht verständlich gemacht worden.
Den Schluss bilden ein Schreiben von Heräus an Carl VI., der Entwurf einer
Denkmünze und das letzte Lebenszeichen von Heräus, ein aus Veitsch 30. Sept.
1725 datirtes Bittschreiben an einen österreichischen Prälaten um einen trink-
baren Wein, sodann noch vier Schreiben der schwedischen Könige Carl XI. und
Carl XIL an den Kurfürsten Friedrich VII. von Brandenburg, den kaiserl. Ge-
sandten Grafen von Golz und zwei Glückwünsche an R. Wilhelm von Grossbri-
tannien und den Kurfürsten Max Emanuel von Baiern.
Beigegeben ist auf der lithogr. Tafel die Abbildung einer Denkmünze, die
Heräus auf Leibnitz gearbeitet halte, dessen fragliche Bewerbung um
einen Cardinaishut — auf den Fall seines Uebertritts, in dem Briefe Bress-
ler’s (VII) mit folgenden Worten erwähnt ist: „II y a longtemps que je n’ai
XVIII. Jahrg. 11. Heft. 55
 
Annotationen