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Nr. 52.

HEIDELBERGER

1855.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Weber: De vita Aemilii Porti.
(Schluss.)

Wir glauben diesen beiden Lebensbildern einflussreicher Hu-
manisten des sechszehnten Jahrhunderts noch ein drittes, das weiter
in die Anfänge des siebenzehnten hineinreicht, beifügen zu können
in der Schrift:
De vita Aemilii Porti (Natalitia quinquagesima, tertia augu-
stissimi et potentissimi Principis ac domini Friderici Guilielmi
I— die XX. Μ. Augusti anni MDCCCL1V celebranda indicit
Carolus Fridericus Web er, ph. Dr. philologiae et elo-
quentiae P. P. 0. etc.). Marburgi, typis Bayrhofferi Acade-
micis. 49 8. in gr. 4.
Die Schrift hat von dem streng gelehrten Standpunkt aus den
Gegenstand erfasst und denselben in einer so erschöpfenden Weise,
unter Benützung aller vorhandenen, gedruckten wie selbst unge-
druckten, Quellen behandelt, dass man dem Verfasser für diesen
werthvollen Beitrag zur Gelehrtengeschichte Deutschlands, wie zur
Geschichte der Philologie insbesondere zu grossem Dank verpflichtet
sein muss, da alle hier hervortretenden literarhistorischen Punkte in
der umfassendsten und gründlichsten Weise erledigt werden. Wer
die Schwierigkeit und die Mühe kennt, welche mit derartigen Ar-
beiten verknüpft ist, wo es gilt, über jedes einzelne Datum oder
Faktum sich Sicherheit und Gewissheit zu verschaffen, der wird
einer solchen Leistung die verdiente Anerkennung nicht versagen
wollen. Das Leben des Aemilius Portus, eines geborenen Ita-
lieners, dessen Vater zu Ferrara die Griechische Sprache lehrte, aber
um die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts (1559) Italien verliess, um
sich in Genf mit seiner Familie, darunter der damals neunjährige
Sohn, welcher den Gegenstand dieser Monographie bildet, niederzu-
lassen, bietet allerdings nicht die Bedeutung, welche die beiden eben
erwähnten Gelehrten desselben Jahrhunderts ansprechen; er ist auch
nicht in die grossen politischen und kirchlichen Fragen jener Zeit
und die daraus hervorgegangenen Händel verflochten, wiewohl da-
durch beengt und gedrückt; es ist das Leben eines mehr still und
ruhig in der Literatur wirkenden Gelehrten, der mit äusseren Hin-
dernissen und Lebenssorgen jeder Art bis an sein Lebensende zu
kämpfen hat, wo ihm, dem gefeierten Dichter, Lehrer und Gelehrten
das hessische Land noch eine letzte Zufluchtsstätte bietet. Zu wel-
chen Beobachtungen gibt in dieser Hinsicht nicht der Lebenslauf
des Mannes Veranlassung?
XLVIII. Jahrg. 11. Heft,

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